Om Günter Grass' »Unkenrufe«
Unkenrufe erschien im Mai 1992 und war die erste literarische Veröffentlichung von Günter Grass nach dem Zusammensturz des Kommunismus in Osteuropa und der darauffolgenden Wiedervereinigung Deutschlands, der Grass der Politiker stets skeptisch gegenüberstand. Tatsächlich rundet die Erzählung eine Schaffensperiode ab, die im Kalten Krieg ihre Wurzeln hat und mit der Rättin einen Höhepunkt fand. Unkenrufe, die im November 1989 anfängt, spielt größtenteils im polnischen Gdansk und der umliegenden Kaschubei und kreist um das Thema der deutsch-polnischen Beziehungen in der ehemaligen Hansestadt, die früher überwiegend von Deutschen bewohnt war. Die Hauptfiguren, von Idealen getrieben und der Geschichte traumatisiert, wollen zur Versöhnung beitragen, stiften aber nur Unheil an. Ihre in die Irre geleiteten Bemühungen werden von einem anonymen, ihnen kritisch abgeneigten Erzähler anhand einer Ansammlung von Dokumenten und eigener Recherchen vor Ort ironisch rekonstruiert. Dieser Band enthält eine Einführung in die Erzählung, die auf die Hauptthemen und erzählerische Vorbilder aufmerksam macht, ausführliche Stellenkommentare zu den literarischen Quellen und zur deutsch-polnischen Zeitgeschichte und Materialien zur Entstehung und Rezeption des Werkes.
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