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Biblische Texte konstruieren Sinnwelten und laden ihre Leser und Leserinnen ein, sie zu erkunden, ihr Sinnpotential zu entdecken und sich selbst und ihre Welt neu verstehen zu lernen. Die Texte der Bibel konstituieren aber nicht nur eine literarische Welt, sie partizipieren auch an den lebensweltlichen Voraussetzungen ihrer Produzenten und Adressaten, die sie aufnehmen, reflektieren und neu gestalten. Sie besitzen somit einen doppelten Weltbezug, der Außen- und Innenwelt der Texte zueinander in Beziehung setzt, und entfalten gerade in dieser wechselseitigen Bestimmung ihre Sinnschärfe. Helmut Utzschneider hat in seinen Arbeiten stets ein besonderes Gewicht auf die sorgsame, methodisch kontrollierte Wahrnehmung der alttestamentlichen Textwelten und ihre hermeneutisch verantwortete, theologische Interpretation gelegt. Die hier versammelten Studien vereinen Beiträge zur altisraelitischen Kulturgeschichte, die den Nährboden der alttestamentlichen Literatur bildet, zu kulturhistorischen und sozialethischen Aspekten alttestamentlicher Anthropologie sowie zu einer gegenwärtig verantworteten Hermeneutik des Alten Testaments, die in jüngerer Zeit im Zusammenhang mit verschiedenen Übersetzungen des Alten Testaments ins Deutsche (Septuaginta Deutsch, Lutherbibel) wieder neu diskutiert worden ist. Abgerundet wird der Band durch zwei exegetische Fallstudien zu den Gottes- und Heiligtumskonzepten im Buch Exodus.
Elisabeth Krause-Vilmar untersucht die ambivalente Beschreibung der Nähe Gottes in Psalm 139 und Jer 20,7-18. Psalm 139 handelt von der Nähe Gottes, die dynamisch und existentiell beschrieben wird: als bedrohlich und fremd, aber auch als beschützend und tröstlich. Eine solch existentielle und ambivalente Erfahrung der Nähe Gottes kennzeichnet auch die letzte Konfession Jeremias (Jer 20,7-18). So weisen Ps 139 und Jer 20,7-18 über die heute - auch in Predigten - verbreitete Vorstellung hinaus, die Nähe Gottes werde vorwiegend positiv und die Ferne negativ erfahren. Die Studie verbindet die Exegese von Jer 20,7-18 und Ps 139 mit der Rezeption der Texte in ausgewählten Predigten aus dem 20. Jahrhundert von Dietrich Bonhoeffer und Paul Tillich, um Möglichkeiten der religiösen Rede von der Nähe Gottes auszuloten. Das Gottesbild von Jer 20,7-18 und Ps 139 beinhaltet herausfordernde Aspekte, die von einem inneren Ringen mit Gott erzählen. Die Autorin ermutigt dazu, in der Verkündigungspraxis diese Ambivalenzen im Gottesbild anzusprechen. Sie plädiert für eine detaillierte Wahrnehmung der in den Texten verarbeiteten Erfahrung, dass die Nähe Gottes nicht einlinig positiv sondern zugleich herausfordernd und bedrängend sein kann. Sie führt vor, wie der hermeneutische Bogen von der Exegese bis in die heutige Predigtpraxis zu spannen ist - einen Bogen, der unter der Spezialisierung der gegenwärtigen theologischen Wissenschaft nicht selten aus dem Blick gerät.
Religionsunterricht und Ethikunterricht werden vielerorts nebeneinander angeboten. In den Augen der Schüler, nicht selten auch der Lehrkräfte konkurrieren beide Fächer, bisweilen kooperieren sie in Unterrichtssequenzen und Projekten. Vielen Schulen ist dies zu aufwändig und so werden beide nicht selten zu einem daseins- und wertorientierenden Unterricht im Klassenverband "fusioniert". Der Band kartografiert die schulische Realität und diskutiert, wie das Verhältnis der Fächer Religions- und Ethikunterricht zu gestalten ist. Konkrete Möglichkeiten der Zusammenarbeit in Unterricht und Schulleben werden vorgestellt - ein Plädoyer für die differenzsensible Kooperation von Religions- und Ethikunterricht um der Stärkung der daseins- und wertorientierenden Fächer in der Schule willen.
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