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Anhand des Vergleichs verschiedener Erklärungstypen am Beispiel des Theologen Wolfhart Pannenberg und des Biologen Edward O. Wilson zeigt Anne C. Thaeder, dass ein bereicherndes Ergänzungsverhältnis von Wissenschaft und Weltanschauung in der Anthropologie unter bestimmten Bedingungen möglich ist. Insbesondere einer philosophischen Anthropologie kommt die Aufgabe zu, das Wissen über den Menschen der unterschiedlichen Disziplinen in ihrem Verhältnis zu reflektieren. Dabei muss sie sowohl die Innenperspektive als auch die Außenperspektive miteinbeziehen. Zu dieser Aufgabe gehört auch die Reflektion des Verhältnisses zwischen Naturwissenschaft und Religion als zentrale Quellen für unser Selbst- und Menschenbild.
In der vorliegenden Studie wird untersucht, wie geografische Räume in den primär mündlich geprägten Lebenswelten des Mittelalters wahrgenommen und das Wissen darüber kommuniziert werden konnten. Am Beispiel eines überschaubaren Raumausschnitts werden die Beschreibungsmuster und Verbreitungswege geografischen Wissens herausgearbeitet. Die Ergebnisse werden unter Verwendung aktueller Theorien aus der Wissenssoziologie und Sozialgeografie interpretiert. Darauf aufbauend wird ein allgemeines Modell der mittelalterlichen Raumwahrnehmung und Orientierung entworfen.
Marco Benasso behandelt in diesem Buch Fragen wie: Verschärft die Annahme der Evolutionstheorie das Problem des Übels? Liegt vielleicht hierin die wahre Herausforderung von "Glaube und Evolution"? Zumindest könnte man dies mit mehr Recht behaupten, als diejenigen, die in der Vereinbarkeit von Schöpfungsbericht und Evolutionstheorie einen Widerspruch zu sehen meinen. Das Problem des Übels in all seinen Facetten gilt einhellig als das stärkste Argument gegen die Rationalität des Theismus. Die Annahme einer evolutionären Entstehung der Artenvielfalt verschärft dieses Problem in entscheidender Hinsicht. Es sind neue Ansätze gefragt, wenn man naturwissenschaftliche Ergebnisse ernst nehmen will und gleichzeitig den Glauben an Gott rational rechtfertigen möchte.¿
Mit seinen Texten geht Rainer Maria Rilke der Spur einer ,Essenz' des Lebens nach. In seinen Werken ist die Überzeugung eingeschrieben, dass das Kunstwerk eine metaphysische Wahrheit transportiert, die sich jedoch ihrerseits schwer fassen lässt und beständig "im Schwinden steht". Hannah Milena Klima etabliert die These, dass Rilke in der poetologischen Reflexion eine ,Kunstmetaphysik' entwickelt, worunter die Gesamtheit aller Reflexionen, die auf ein Höheres in der Kunst verweisen, verstanden wird, und die sich mit dem Begriff des unbedrängten "Weltinnenraums" fassen lassen könnte. Es wird aufgezeigt, wie dieses Konzept auf poetologischen Prämissen basiert und wie es sich im Verlauf des Gesamtwerks verändert.
Wie lässt sich die Sprachförderkompetenz pädagogischer Fachkräfte aus linguistischer Perspektive modellieren und empirisch erfassen? Anhand von zwei zentralen Dimensionen professioneller Kompetenz, Wissen und Handeln, untersucht Sabrina Geyer in zwei Studien das sprachliche Fachwissen pädagogischer Fachkräfte sowie Merkmale ihres sprachlichen Handelns in Interaktion mit Kindern unter drei Jahren. Damit leistet die Arbeit einen Beitrag zur Erforschung der pädagogischen Professionalität im Bereich der Sprachförderung sowie zur Diskussion um die adäquate Umsetzung von Sprachförderung und die dafür notwendige Weiterentwicklung professioneller Kompetenzen.
In diesem Buch beschreibt Helmut Grugger, wie poetische Texte hochgradig reflektierte Auseinandersetzungen mit dem Komplex des Psychotraumas erzeugen, und zeigt so, dass gerade Literatur hoher Qualität für die unterschiedlichen Diskurse zum Thema Trauma von höchstem Interesse ist. Das wichtige transdisziplinäre Thema wird anhand exemplarischer Einzelanalysen behandelt - zum ersten Mal in einer größeren, die verschiedenen Ansätze überblickenden und literarhistorisch fundierten Arbeit. Während Theoretiker die Eröffnungskapitel und Praktiker die Ergebnisse des Schlussteils besonders aufschlussreich finden, können alle literarisch Interessierten an jedem Knotenpunkt der zweihundertjährigen Textgeschichte einsteigen.¿
Die Studie von Jill Bühler untersucht ausgehend von Richard von Krafft-Ebings Psychopathia sexualis (1886) die literarische und wissenshistorische Vorgeschichte des Lustmords. Sie stellt fest, dass sich Krafft-Ebings Theorie maßgeblich aus literarischen und kriminalistischen Anschauungsbeispielen aus dem frühen 19. Jahrhundert speist. Naturphilosophie und Kriminalpsychologie ermitteln bereits um 1800 Erscheinungen sexualisierter Gewalt - und die zeitgenössische Literatur offenbart ihre Affinität dazu.¿
Das biomedizinische Verständnis der modernen (Schul-)Medizin darf als Resultat einer seit über 160 Jahren andauernden Ver-Naturwissenschaftlichung der Medizin verstanden werden. Infolgedessen resümiert Petra Lenz eine "Krise der Medizin", die sich im Vertrauensverlust der Menschen in das Medizinsystem zeigt. Es wird gezeigt, dass der theoretische Krankheitsbegriff als sinnspezifischer Faktenbegriff der Naturwissenschaften nicht als Hoffnungsträger für Medizin und Gesundheitspolitik infrage kommt, sondern erst durch ihn medizinethische und gesundheitspolitische Herausforderungen entstehen.
Hans Zillmann leistet einen philosophischen Beitrag zur Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen eines neurowissenschaftlichen Subjektbegriffs. Anhand der Symbolphilosophie Ernst Cassirers und anderer Ansätze zeigt er, dass wissenschaftliche Subjektbeschreibungen auf zwei Ebenen kontextuell sind: Sowohl das Subjekt - als Gegenstand der Forschung - als auch die neurowissenschaftliche Theoriebildung sind in einen kultur-historischen Kontext eingebettet. In der vorliegenden Schrift werden die Notwendigkeit eines ausgleichenden Dialogs zwischen Philosophie und Neurowissenschaften sowie die Kontextualität herausgearbeitet.
Dieser Band befasst sich mit Praxisphasen im Lehramtsstudium. Die Studie macht nachvollziehbar, wie angehende Französischlehrerinnen und ¿lehrer Unterricht in Praxisphasen des Studiums wahrnehmen und reflektieren. Dabei gilt das Interesse spezifisch fremdsprachendidaktischen Reflexionen, die bislang kaum empirisch untersucht wurden. Mit der Methode der Qualitativen Inhaltsanalyse werden Interviews mit knapp zwanzig Studierenden der Romanistik im Praktikum ausgewertet. Die fachbezogenen Reflexionsprozesse der Praktikantinnen und Praktikanten werden hinsichtlich verschiedener Arten von Reflexion beschrieben und unter dem Begriff der Interimsdidaktik systematisiert. Dabei handelt es sich um ein dynamisches und situatives Wissenssystem, das Aufschluss über handlungsleitende Repräsentationen fachdidaktischen Wissens gibt und für Professionalisierungsprozesse genutzt werden kann.
Majid Montazer untersucht, wie die aktuelle Kulturpolitik im theokratischen Iran ausgeübt wird. Aus Sicht der iranischen Regierung hat die Scharia in allen gesellschaftlichen Belangen den höchsten Stellenwert; Musik steht seit der Revolution unter dem latenten Verdacht, von Gott und von einem gottgefälligen Leben abzulenken. Der Autor schildert, wie die Musikkultur unter solchen Vorzeichen überleben kann. Für seine detaillierte Analyse der Arbeitsbedingungen von Musikschaffenden im Iran wählt er Künstler aus, die von staatlichen iranischen Stellen gefördert werden und solche, die aus den verschiedensten Gründen vom staatlichen Berufsverbot betroffen sind. Ziel ist es, die seit der Islamischen Revolution veränderten Freiräume für Musikschaffende möglichst umfassend und konkret abzubilden.
Yashar Mohagheghi untersucht den Wandel der Festkultur im späten 18. Jahrhundert. Im Zuge von Dekorporierung und Verzeitlichung gewinnt das Fest Verbreitung als Assoziationspraktik des politisierten Bürgertums und als Inszenierungsmedium der erhofften Zeitenwende. In einem kulturgeschichtlichen Panorama wird dieser Zusammenhang nachgezeichnet: von der aufklärerischen Festtheorie über die Assoziationsbewegung bis zur Französischen Revolution. Besonders einschlägig kristallisiert sich der Zusammenhang von Fest und Zeitenwende in der Hymnik und Zeittheorie Friedrich Hölderlins. Der häufig konstatierte Bedeutungsverlust des Festes in der Moderne wird damit einer Revision unterzogen: Gerade die Auflösung seiner Funktion zyklischer Reproduktion bringt das Fest als theoretischen Gegenstand hervor und stellt einen modernen, futurischen Zeitlichkeitsbezug her.
500 Artikel von "Abend" bis "Zypresse": Dieses Lexikon versammelt die wichtigsten Symbole der abendländischen Literatur und zeichnet ihre Geschichte an exemplarischen Belegstellen nach. Zahlen, Farben, Pflanzen, Tiere, Orte, Räume, Dinge, Tages- und Jahreszeiten u.v.m. werden jeweils in ihren zentralen Bedeutungen von der griechisch-römischen und biblischen bis in die gegenwärtige Literatur beschrieben.Die dritte Auflage hat neben 30 neuen Artikeln ein ausführliches Bedeutungsregister, das ermöglicht, von Bedeutungen ausgehend die für diese verwendeten Symbole zu ermitteln.
In diesem Sammelband gehen die Autor*innen der Frage nach, wie Sprache und Gewalt miteinander verwoben sind und wie dieser Zusammenhang für pädagogische Kontexte relevant wird. Dabei wird migrationspädagogische Professionalität aus interdisziplinären Perspektiven heraus diskutiert. Stimmen aus der Kunstwissenschaft, der Erziehungswissenschaft, der Rechtsextremismusarbeit, der Philosophie, sowie aus der pädagogischen und aktivistischen Praxis geben Impulse, um Widersprüche aufzuzeigen, Veränderungen anzustoßen und eine (Weiter-)Entwicklung reflexiver Professionalität zu ermöglichen.
Der "Macht - Knoten - Fleisch. Topographien des Körpers bei Foucault, Lacan und Merleau Ponty" greift eine Reihe von Begriffen und Konzepten der drei Referenzautoren heraus, die für ein zeitgemäßes Verständnis des Körpers entscheidend sind. Bei Foucault wird der Körper von seiner Verflechtung mit Macht und Wissen her thematisiert. Die Knoten, die Körper machen und Körper-Raum-Verhältnisse vorstellen, sind für Lacan relevant. Und Merleau-Ponty bietet mit Stichworten wie der leiblichen Praxis, der Zwischenleiblichkeit oder des "Fleisches des Welt" weitere theoretische Facetten, die es zu berücksichtigen gilt. Der Band versteht sich nicht nur als ein Beitrag zu einem Dialog über den Körper zwischen Genealogie, Psychoanalyse und Phänomenologie. Sondern der Band ist als Brückenkopf für einen Wissenstransfer zu anderen Körperwissenschaften konzipiert. Er richtet sich daher an Lehrende, Forschende und Lernende aus Disziplinen, die sich mit dem Körper beschäftigen. Gleichermaßen soll er interessierten Laien ein Werkzeug zur Einordnung und Bearbeitung von neuen Phänomenen in, an und mit dem Körper an die Hand geben.
Wie lässt sich das Religiöse heute redlich denken? In welchem Verhältnis stehen Philosophie und Religion bzw. Theologie zueinander? Ist ein religiöser Glaube nur eine Option unter anderen oder vielmehr eine tiefe Dimension menschlicher Existenz, auch in einer pluralistischen Kultur? Inwiefern sind religiöse und liberale Werte miteinander vereinbar? Zwei gegensätzliche Diagnosen halten diese Fragen in Spannung: einerseits die Behauptung, wir lebten in einem säkularen bzw. postreligiösen Zeitalter, und andererseits die Annahme einer "Wiederkehr des Religiösen" in einer postsäkularen Epoche. Die Differenz zwischen säkular und religiös durchzieht alle kulturwissenschaftlichen Debatten und berührt gleichermaßen die Fragen zur Rolle der Ethik, einer solidarischen Lebensweise und der feministischen Theoriebildung in unseren spätmodernen Gesellschaften. In drei Perspektiven fängt der vorliegende Band die Dialektik von Religion und Vernunft ein: Die religionsphilosophische Analyse fördert grundlegende Konvergenzen und Differenzen zu Tage. Der Blick auf die faktische Parallelität von säkularen und religiösen Vollzügen unter dem gemeinsamen Dach einer sozialen Identität thematisiert die Stabilität pluraler Lebenswelten. Schließlich erweist sich der Horizont eines globalen Ethos als jener Prüfstein, am dem sich profane und religiöse Wertkonzepte behaupten müssen. Die thematisierten Diskurse korrespondieren mit den zentralen Forschungsfragen im Werk der Phänomenologin und Religionsphilosophin Yvanka B. Raynova, ordentliche Professorin für Gegenwartsphilosophie an der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften. Der vorliegende Band gilt als Festschrift zu ihren Ehren aus Anlass ihres 60. Geburtstags.
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