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Die Gedichte, die um Karl den Großen entstanden sind, sind einzigartige Zeugnisse für die Kommunikation von Gelehrten wie Alcuin, Theodulf und Paulus Diaconus. In Rätselgedichten, Hofpanoramen, Carmina Figurata und anderen Gedichten streiten und rätseln sie, nennen sich mit Kosenamen, äffen sich nach, greifen im Wettkampf gegeneinander auf die Antike zurück, werden ironisch und sogar bitterböse - und das unter den Blicken des Königs. Die Gedichte entwickeln eine Eigendynamik, die so noch nicht untersucht wurde. Die Monographie möchte diese Quellengattung mit historischen und philologischen Methoden neu eröffnen: Durch eine neue Übersetzung mit einem sorgfältigen Kommentar und durch ein ganzheitliches Erklärungsmodell der Dichterspiele um Karl den Großen.
Savigny, 1779 - 1861, Kant, Goethe, Napoleon, Leipziger Völkerschlacht, Dampfschiff, Telegraph und Eisenbahn - spannender könnte die Epoche kaum sein. Überall beginnt der Umbruch in unsere Moderne: die Philosophie betreibt eine globale "Revolution des Geistes", Klassik, Romantik und Neuhumanismus verabschieden das autoritäre französische Bildungsmuster. Politisch blicken alle gebannt auf Frankreichs Revolutionen. Neue Gesetzbücher und die ersten Verfassungen werden erstritten. Die Menschen emanzipieren sich. Die industrielle Revolution verändert die Lebensbedingungen von Grund auf. Mobilisierung überall. Mitten in dieser Dynamik lebte und wirkte Friedrich Carl von Savigny, geprägt von seiner Zeit und sie prägend. Er war ihr berühmtester Jurist und Rechtslehrer, einer der besten Kenner der europäischen Traditionen, über 30 Jahre gesuchter Berater und einflussreicher preußischer Staatsrat, Berliner Reformminister für Gesetzgebung. Als juristischer Klassiker, Romantiker und Kenner der Philosophie wirkte er weit über die Jurisprudenz und seine Zeit hinaus. Kurz: Savigny war einer der entscheidenden Mitbegründer unserer Moderne. Sein Leben und Wirken ist Gegenstand des Buches von Joachim Rückert.
Im Jahr 1947 floh der Thüringer Ministerpräsident Rudolf Paul (1893-1978) in die amerikanische Besatzungszone. Bis dahin galt er wegen seines Einsatzes für rechtsstaatlichen Wiederaufbau, Interzonenkontakte und Belange seines Landes als besonders profilierter Politiker in der Sowjetischen Besatzungszone. Sein Wirken bietet über Thüringen hinaus einen exemplarischen Untersuchungsfall zu Möglichkeiten und Grenzen deutschen Verwaltungshandelns in der frühen SBZ. Das Buch rekonstruiert Pauls politisches Wirken, die biographische Vorgeschichte, die Flucht und das Nachspiel in Hessen. Ein umfangreicher Editionsteil auf CD-ROM und der Abdruck der nach seiner Flucht verfassten Schrift über die Thüringer Amtszeit ergänzen die Darstellung.
Die "Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde" wurde 1881 gegründet. Angesichts des zunehmenden Nationalismus im deutschen Kaiserreich war ihre Arbeit über Jahrzehnte hinweg einer Spannung ausgesetzt, die durch die Affinität weiter Bevölkerungskreise in der Region zu Katholizismus und Liberalismus erheblich verstärkt wurde. So erklärt sich das Bestreben der damaligen Akteure, durch die Veröffentlichung von Quellen ohne politische oder weltanschauliche Parteinahme gleichermaßen zur Erhellung der regionalen wie eben auch der "vaterländischen" Geschichte beizutragen. Diese aus der Tradition der "Gesellschaft" erwachsene Selbstverpflichtung zur Arbeit an den in der Regel archivischen überlieferungen währt inzwischen über 140 Jahre. Dabei war die "Gesellschaft" immer auch Objekt und Spiegel wissenschaftlicher Konjunkturen und Netzwerke, politischer Systeme und sozioökonomischer Umbrüche. In diesem Licht schildert dieses Buch die Geschichte der "Gesellschaft" vor allem hinsichtlich ihrer institutionellen Entwicklung: Die akademische wie die bürgerschaftliche Träger- bzw. Mitgliederschaft der "Gesellschaft", ihre Organisation und ihre Stellung in Staat und Provinz stehen dabei im Mittelpunkt. Auch die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen werden beleuchtet: die Kaiser- wie die Weimarer Zeit, das Verhalten der "Gesellschaft" gegenüber der unter dem Nationalsozialismus propagierten "Volksgeschichte" und schließlich auch die Neuausrichtung ihrer Arbeit nach Auflösung der preußischen Rheinprovinz in der Nachkriegszeit.
Wie keine andere Berufsgruppe waren Mediziner in die nationalsozialistische Rassen- und Vernichtungspolitik involviert. So beteiligten sich Ärzte als Kliniker, Wissenschaftler und Gutachter an Zwangssterilisationen, Krankenmorden (NS-"Euthanasie") und Menschenversuchen in den Konzentrationslagern. Ärzte wirkten aktiv und fast ausnahmslos freiwillig mit am Holocaust und am Völkermord an Sinti und Roma. Im Zentrum des Bandes steht die Frage, wie Ärzte und auch Ärztinnen im "Dritten Reich" zu Tätern wurden. Thematisiert wird zudem die bis heute reichende Rezeptionsgeschichte dieser unheilvollen Geschehnisse. Die Autorinnen und Autoren des Bandes verwenden mentalitäts-, kultur- und ideengeschichtliche Ansätze; hinzu kommen sozialpsychologische Deutungsversuche und (gruppen)biografische Analysen.
Am 24. Juni 1920 trat der erste Reichstag der Weimarer Republik zusammen. Er spiegelte stets den Zustand des Staates wider: seine politische Zerrissenheit, seine Belastung durch den verlorenen Ersten Weltkrieg und nicht zuletzt die Feindseligkeit, die der Demokratie von links und rechts entgegenschlug. Welche Chancen und Risiken für den Parlamentarismus bestanden, wie er seit 1930 immer mehr an den Rand gedrängt und schließlich zur bloßen Hülle wurde, zeigt dieses Buch. Im Weimarer Reichstag spiegelten sich alle Probleme der jungen Republik wider. Er stand im Zentrum heftiger gesellschaftlicher und politischer Auseinandersetzungen. Das Erbe der Kaiserzeit und die Krisen der Republik forderten die Reichstagsabgeordneten und belasteten die Parlamentsarbeit schwer. Philipp Austermann erzählt die Geschichte der Weimarer Republik zum ersten Mal vor allem aus der Sicht ihres Parlaments und seiner Abgeordneten. Er beschreibt, wie häufig die demokratischen Parteien kompromissunfähig waren, wie sehr die Todfeinde der Demokratie von rechts und links den Reichstag als Agitationsbühne nutzten, um die parlamentarische Republik zu zerstören, wie gezielt Reichspräsident Hindenburg ab 1930 den Reichstag an den Rand drängte und wie der mit jeder Wahl in den 1930er Jahren steigende Stimmenanteil der Radikalen das Parlament lähmte und aushöhlte. Das Buch appelliert angesichts stärker werdender Populisten zugleich an die demokratische Wachsamkeit.
Städte waren im Mittelalter von überragender Bedeutung. Sie standen in mannigfachen Beziehungen zueinander wie auch zu ihrem Umland. Dabei entwickelten sie sich stets in einem Spannungsfeld territorialer, wirtschaftlicher und sozialer Interessen und in Wechselwirkung unterschiedlicher Akteure. Seit jeher gehört die Stadtgeschichte zu den intensiv untersuchten Feldern der Geschichte des Mittelalters und der Landesgeschichte. Gerade die thüringischen Städte fanden dabei aber bisher weit weniger Beachtung, als die Städte anderer Regionen. Das vorliegende Buch will diesbezügliche Lücken schließen. Die Untersuchung verfolgt dabei bewusst einen neuen Ansatz. So werden nicht die Städte eines Herrn, sondern Städte in einem eng begrenzten Raum umfassend untersucht. Diese werden nach ihrer territorialpolitischen Bedeutung für ihre jeweiligen Herren aber auch hinsichtlich grundsätzlicher stadtgeschichtlicher Fragestellungen betrachtet. Schwerpunktmäßig setzt sich die Untersuchung dabei mit kleineren Städten auseinander. Zunächst werden fünf Städte einzeln betrachtet, anschließend miteinander verglichen und in Beziehung zu anderen Städten der Region und darüber hinaus gesetzt.
In den letzten Jahren hat die Forschung zur mittelalterlichen Brieftheorie ebenso wie zur Briefpraxis erhebliche Fortschritte gemacht. Angesichts dieser Forschungsentwicklung ist es an der Zeit, das Wechselverhältnis von Theorie und Praxis in den Blick zu nehmen. Der Band versammelt eine Reihe methodisch ganz unterschiedlicher Beiträge zum spätmittelalterlichen Briefwesen und verfolgt das Ziel, die Vielfalt spätmittelalterlicher Briefkultur zu demonstrieren und zugleich deren Verwurzelung in älteren Traditionen und theoretischen Vorlagen zu analysieren. Ein wesentliches Anliegen besteht darin, exemplarisch den Blick für das Potential und den Reichtum zu schärfen, den die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem reichen Bestand mittelalterlicher Brieftheorie und Briefpraxis bereithält.
Seit dem Mittelalter ist der Rhein einer der bedeutendsten Handels- und Verkehrswege Europas. Über Jahrhunderte befuhren schwere hölzerne Frachtschiffe den Fluss, wurden von Pferden zu Berg getreidelt oder ließen sich, vom Segel unterstützt, mit der Strömung treiben. Erst die Dampfschifffahrt revolutionierte ab 1825 den Verkehr und löste die alte Segelschifffahrt ab. Der Band versammelt 16, teils bereits früher verstreut publizierte, jetzt neu überarbeitete und reich illustrierte Beiträge von Looz-Corswarems. Er stellt die Organisation der Schifffahrt und die unterschiedlichen Schiffstypen auf Nieder- und Mittelrhein vor und zeigt die Schwierigkeiten, mit denen die Schiffer bei Niedrigwasser und Eisgang zu kämpfen hatten ebenso wie die Erschwernisse des Handels durch Zölle und das Kölner Stapelrecht. Beschrieben wird auch die frühe Dampfschifffahrt, die aus der Kölner Handelskammer heraus entstanden ist und der Beschleunigung des Handels dienen sollte. Eigene Kapitel sind den Prunkschiffen auf dem Rhein, besonders der Stadt Köln und des Kurfürsten von Trier gewidmet. Äußerst wertvoll ist das nur digital beigegebene Verzeichnis der Akten der Kölner Handelskammer zur Schifffahrt und zum Stapelrecht von ca. 1800 bis 1830. Es ist zugleich ein Fundus für die kölnische und rheinische Wirtschaftsgeschichte dieser Zeit.
Der Übergang vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit ist durch eine Veränderung der Gerichtslandschaften im Heiligen Römischen Reich geprägt. Im Rahmen der weltlichen Gerichtsbarkeit entwickelten sich durch die Ausbreitung des Rechtsmittels der Appellation Instanzenzüge, die nicht nur durch neu entstehende Foren gestaltet wurden, sondern auch das Verhältnis längst bestehender Gerichte zueinander nachhaltig veränderten. Ziel dieser Studie ist es, diese grundlegenden Transformationsprozesse am Beispiel des Hochstifts Würzburg nachzuzeichnen und auf Basis der reichskammergerichtlichen Quellenüberlieferung mit dem Würzburger Kanzleigericht ein bisher weitgehend unbeachtetes territoriales Obergericht in seiner Entwicklung und Funktionsweise darzustellen. Hierbei werden etwa Aspekte der Herrschaftsverdichtung, der Rechtsrezeption und des Verhältnisses von Norm und Rechtspraxis anschaulich illustriert.
Unter dem Pseudonym La Mara veröffentlichte die aus Leipzig stammende Marie Lipsius im Herbst 1867 ihre ersten Artikel: biographische Skizzen über Robert Schumann, Frédéric Chopin und Franz Liszt. Ihre zahlreich folgenden Texte wurden zu populären Medien der Musikvermittlung, doch unter Fachkollegen provozierten sie die Frage, ob Biographien, noch dazu geschrieben von einer Frau, anerkannter Teil der Musikforschung sein könnten. Um Musikwissenschaft als universitäre Disziplin zu etablieren, waren Grenzziehungen nötig, die bis weit ins 20. Jahrhundert Bestand haben sollten: zwischen Werk und Leben, Komponist und Interpretin, Philologie und Kritik, Wissenschaft und Literatur.Das Buch würdigt erstmals Lipsius' Arbeit als Biographin, Editorin, Kritikerin und Schriftstellerin. Gleichzeitig öffnet ihre Biographie einen Blick in die Institutionalisierungsgeschichte der Musikwissenschaft.
Die revolutionären Kunstbewegungen im ausgehenden 19. und zu Beginn des 20. Jahrhundert bestanden aus Gruppen oder Einzelpersonen, die sich durch ihre ästhetische Praxis ausdrücklich von den herrschenden Gesellschaftsnormen und von den gängigen Vorstellungen von Kunst abgrenzen wollten. Die mit Protest und Provokation verbundene Suche nach einer neuen Funktionsbestimmung der Kunst zielte u.a. auf eine programmatische, radikale Veränderung des bisherigen Verhältnisses zwischen Künstler und Öffentlichkeit ab. Hauptziel des Bandes ist die Rekonstruktion der allmählichen Veränderungen von Adressatenfunktion und Publikumsbegriff zwischen Realismus und Avantgarde. Die überkommene Rolle des Adressaten im künstlerischen Schaffensprozess wird neu definiert und somit die traditionellen Strukturen des literarischen Kommunikationsprozesses auf den Kopf gestellt. Auch sollen Ausschluss- und Einschlussmechanismen sowie Legitimationsstrategien unter die Lupe genommen werden.
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