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Wer bei Poetikvorlesungen am Katheder steht, ist gefragt und überfragt zugleich. Er soll nicht nur mit der authentischen Stimme des Autors sein Werk vortragen, sondern auch als Dozent für kreatives Schreiben, als Literaturwissenschaftler und sogar als sein eigener Interpret sprechen. Diese konfligierenden Rollenerwartungen haben bei den Vortragenden immer wieder Verweigerungshaltungen gegen das Format provoziert. In ihrem Buch zeigt Insa Braun, wie sich dieser Konflikt bei den Frankfurter Poetikvorlesungen in der Debatte um die deutsche Nachkriegslyrik zuspitzt: Autoren und Autorinnen wie Ingeborg Bachmann, Karl Krolow, Helmut HeiÃenbüttel, Hans Magnus Enzensberger, Peter Rühmkorf und Ernst Jandl nehmen in ihren Vorlesungen auf immer neue Weise zu der Frage Stellung, wie man auch "nach Auschwitz" noch Gedichte schreiben und über Lyrik reden kann. Mit detaillierten Analysen von ausgewählten Frankfurter Poetikvorlesungen zwischen 1959 und 1989 zeichnet das Buch nach, wie gerade der Verweigerungsgestus gegen das Format neue Inszenierungsformen lyrischer Autorschaft hervorbringt.
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