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Unsere Zeit scheint wenig geeignet, Grundlagen der Geschlechterbeziehung zu klären. Es ist unsicher, ob es diese Grundlagen überhaupt gibt. Über Liebe vollends scheint sich wissenschaftlich nahezu nichts sagen zu lassen. Es gibt jedoch einen Befund, der zu denken geben muss: Durch die Geschichte hin hat sich eine spezifisch humane Geschlechterbeziehung gebildet; in allen Gesellschaften haben Menschen gesucht, ihre Leben in der Körperzone eines anderen zu führen, zumeist eines anderen des anderen Geschlechts. Es gibt eindrückliche Berichte dieser Beziehung, von der schieren Existenz des anderen überwältigen worden zu sein, und keineswegs war dafür nur Sexualität der Grund. Warum gibt es diese Form der Verbindung zwischen den Geschlechtern? Dux zögert nicht, die vielfältigen Formen, in denen sie sich ausgebildet hat, Liebe zu nennen. Von der romantischen Form ihrer Ausprägung sagt er ohnehin, dass es sie nicht länger gebe, nachdem die Welt eine andere geworden sei. Es geht ihm nicht um das, was Liebe meint, so eindrückliche literarische Bestimmungen in den Text eingegangen sind, es geht ihm um das Warum. Warum gibt es das: Liebe? Das ist die Frage, die eine Antwort finden soll.
In der Rechtstheorie hält sich beharrlich die Frage nach der Legitimation der gesellschaftlichen Ordnung, nach der Legitimation des Rechts insbesondere. Auf der Suche nach ihrer Bestimmung sieht sich Dux mit der immer noch vorherrschenden Überzeugung in der Rechts- und Sozialtheorie konfrontiert, jede Form der Legitimation müsse einem Absoluten verpflichtet sein. Gegen diese philosophische Fixierung an Denkmodelle der Metaphysik macht Dux Front. In einem groß angelegten entwicklungslogischen Entwurf ist Dux bemüht, die Herkunft der absolutistischen Logik und deren Dekonstruktion in der Geschichte darzulegen. Sie ist, so sein Argument, von der Geschichte überholt und ideologisch geworden.Preisgegeben werden kann, so Dux, das Verlangen, die Sozialordnung zu legitimieren, nicht. Dux erachtet es für geboten, die Legitimation auf Gerechtigkeit zu gründen. Als Gerechtigkeit versteht er, dass jeder in der Gesellschaft die Möglichkeit findet, den Sinnanforderungen an die Lebensführung in der Moderne nachzukommen.
Die Theorie der Gesellschaft muss neu verhandelt werden. Es gibt unseres Wissens keine Theorie, die ihren Bildungsprozess aus der Evolution herausführt, um hernach ihrer Entwicklung in der Geschichte zu folgen. Exakt darum geht es in diesem Band. Möglich ist eine solche Theorie nur, wenn man den Bildungsprozess der Gesellschaft wie ihre Entwicklung historisch-genetisch rekonstruiert. Zugrunde liegt ihr der Erwerb der Handlungskompetenz, formiert hat sich die Gesellschaft über Macht. In der gesellschaftlichen Entwicklung hat Macht sich als Verhängnis erwiesen. Die von ihr bewirkten hierarchischen Strukturen waren in Häuptlingstümern und Big-man-Gesellschaften noch moderat, mit der Ausbildung von Herrschaft und Staat in den frühen Hochkulturen verlieren die der Herrschaft unterworfenen Subjekte Selbstbestimmung und Freiheit. Gerechtigkeit als Widerspruch gegen den Zugriff der Potentaten auf die Lebensformen der Subjekte wurde dadurch unter der Schwelle des Bewusstseins gehalten, dass Herrschaft einem Absoluten am Grunde der Welt zugeschrieben wurde und von Gott verordnet galt. Phasen des Widerstandes wurden durch das Machtpotential der Herrschaft ebenso unterdrückt, wie durch die Logik des Denkens im Ausgang von einem Absoluten. Auch noch in der Antike wurde Gerechtigkeit einem Absoluten zugeschrieben: Geist, der auf die Idee des Guten konvergierte. Nach dem Umbruch der Logik in der Neuzeit richtet sich das Postulat der Gerechtigkeit auf die Organisationsformen der Gesellschaft. Durch sie soll jeder ein Leben führen können, das den Sinnanforderungen der Zeit gerecht wird.Der InhaltAnforderungen an eine Theorie der GesellschaftMacht als Triebkraft und Verhängnis der historischen EntwicklungGerechtigkeitDer AutorDr. Günter Dux ist Prof. emeritus am Institut für Soziologie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
Demokratie ist nur unzureichend verstanden, wenn sie im öffentlichen Bewusstsein wie in der Wissenschaft als eine Verfassungsform verstanden wird, in der die politische Meinungs- und Willensbildung für jeden offen ist. Gewiss, doch im Fluchtpunkt der Offenheit der formalen Verfasstheit der Demokratie liegt ihre materiale Zielvorgabe: Demokratie, ist die Verfassungsform, die dazu bestimmt ist, allererst die gesellschaftlichen Bedingungen einer selbstbestimmten Lebensführung des Subjekts zu schaffen. Der InhaltWorum es geht. Demokratie als LebensformZeitenwende. Die humane Lebensform in einer s¿kular gewordenen WeltDie selbstbestimmte Lebensform als von Sinn bestimmte LebensformDie Wahrheit der Demokratie. Die zwei DemokratienDer dreifache Wahrheitssatz der DemokratieDie humane Lebensform unter der Machtverfassung der Gesellschaft. Der Verlust der SelbstbestimmungDie athenische DemokratieDie Genese der Demokratie als bürgerliche DemokratieDie Demokratie einer kapitalistisch verfassten Marktgesellschaft. Der Widerstreit mit dem ökonomischen SystemDie soziale Demokratie Lorenz von SteinsDie Ausbildung der formalen Demokratie. Die Hoffnung des ProletariatsDemokratie und Sozialstaat. Der Sozialstaat des VerschwindensDie Aufkündigung der Idee der Demokratie. Das Subjekt als Unternehmer seiner ArbeitskraftDie Krise der Marktgesellschaft als Krise der DemokratieDie europ¿ische W¿hrungskrise als Krise von Demokratie und GesellschaftEine andere Demokratie in einer anderen GesellschaftZum Schluss. Ortsbestimmung der GegenwartAnhang: Die Theorie der deliberativen Demokratie Jürgen Habermas'Der AutorDr. Günter Dux ist Prof. emeritus am Institut für Soziologie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
Unter dem Wissen der Moderne, dass die gesellschaftlichen Lebensformen vom Menschen selbst geschaffene Lebensformen darstellen und an Bedingungen gebunden sind, die sich zum System entwickelt haben, muss der Begriff der Gerechtigkeit von dem Problemgehalt der Gesellschaft verstanden werden. Der aber wird von der Verfasstheit des ökonomischen Systems bestimmt. Das reklamiert zwar in der Marktgesellschaft eine Autonomie, es muss jedoch politisch in einer Weise gestaltet werden, dass jeder sich in die Lage versetzt sieht, ein den Anforderungen der Moderne entsprechendes sinnvolles Dasein zu führen. Exakt das meint, folgt man Günter Dux, Gerechtigkeit. Jeder muss an den ökonomischen und kulturellen Errungenschaften der Gesellschaft einen Anteil gewinnen können, der der Sinnbestimmung des Daseins genügt. Es ist exakt dieses Postulat, das sich als Postulat der Gerechtigkeit in der Neuzeit gebildet hat: Seine historische Ausbildung zieht sich von der Französischen Revolution, über die frühe Industriegesellschaft des 18. und 19. Jahrhunderts, bis hin zum Verhängnis, in das die Weimarer Republik geführt hat. Gerechtigkeit muss ihre Grundlage im Sozialstaat der Marktgesellschaft finden. Der muss politisch so gestaltet werden, dass er die Sinnbestimmung der Lebensführung eines jeden möglich macht. Der Konflikt mit einem auf den Glauben an die Marktgesellschaft eingeschworenen Liberalismus, der das Machtpotenzial des Kapitals für sich in Anspruch nimmt, ist unvermeidbar. Und warum überhaupt Gerechtigkeit? Weil mit ihr die Grundlage der humanen Lebensform: Sinn, eingefordert wird.Der InhaltWorum es geht: Gerechtigkeit als Problem der MarktgesellschaftDie Marktgesellschaft als VerhängnisDer Sozialstaat der BundesrepublikDer AutorDr. Günter Dux ist Prof. emeritus am Institut für Soziologie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
Durch die Jahrhunderte und die Jahrtausende zieht sich die Spur der Macht im Verhältnis der Geschlechter. Durch sie sind bedeutsame Möglichkeiten des Daseins unterdrückt und zunichte gemacht worden. Denn wir müssen davon ausgehen, dass zu allen Zeiten und in allen Gesellschaften die Intimität der frühen Kindheit in das Verhältnis der Geschlechter überführt und von dem Verlangen bestimmt wurde, deren Leben einander zu verbinden. Eben dadurch wurde die Chance geschaffen, die eigene Lebensform durch die des andern zu bereichern und an ihr abzustützen. Man wird die dadurch ermöglichte Beziehung in einem nicht erst durch die Romantik bestimmten Sinne als Liebe verstehen. Ein Einschlag der Macht in das Verhältnis der Geschlechter, durch den eines der Geschlechter in dieser Beziehung an der Entfaltung seiner Persönlichkeit gehindert wird, erweist sich als widersinnig. Woher rührt er? Das ist die Frage, um deren Klärung es in diesem Buch geht.
Der Band versammelt bisher verstreute Aufsätze von Günter Dux zur Geschichte des Geistes und des Subjekts. Sie sollen, das ist die Intention des Bandes, einer Entwicklung zugerechnet werden, von der Dux sagt, dass sie eine Logik aufweise. Als Geist versteht Dux, anders als in aller Vergangenheit, nicht ein Vermögen, das in einem Absoluten am Grunde der Welt oder des Subjekts gelegen ist, als Geist versteht Dux vielmehr ein Vermögen, das sich in Evolution und Geschichte durch den Menschen in medial geschaffenen Formen gebildet hat. Im soziologischen Verständnis hat sich die Geistigkeit an der Welt gebildet, in der Interaktion mit der Welt hat sie sich auch historisch entwickelt. Es hängt doch, sagt Dux, alles am Verständnis der Welt. Die Welt aber ist in der Moderne dadurch zu einer säkular verstandenen Welt geworden, dass jede Epoche Bedingungen geschaffen hat, um über sie hinauszugehen und sich der Prozessualität der Welt umfänglicher zu bemächtigen. Exakt dadurch weist die Geschichte einen Zeitpfeil auf. Der wird von keinem Absoluten und auch nicht intentional bestimmt, sondern von einer prozessualen Logik, durch die sich die Geschichte insgesamt als Prozess der Säkularisation darstellt.
Die Zeit tritt uns in der Geschichte in vielfältiger Form entgegen. Die Unterschiede sind nicht nur oberflächlich; sie reichen bis in ihre kategoriale Struktur. Wir können nicht sicher sein, dass wir fremde Zeiten überhaupt verstehen. Weshalb dachten sich die Arunta die Vorzeit als eine Zeit des ¿dreaming¿? Und weshalb dachten die Maya die Zeit als Gott, von einem Gott auf dem Buckel getragen? Und warum suchte Parmenides aus der Zeit das Werden auszuschließen? Jede Frage nach dem ¿Warum¿ einer historischen Zeit fragt nach Gründen, die ihrerseits historischer Natur sind. Ersichtlich versteht man die Zeit nur, wenn man sie in ihrer Geschichte versteht. Nur versteht man ihre Geschichte erst, wenn man sie in einer umfassenderen Geschichte des Geistes versteht. Die Zeit in der Geschichte verfolgt dieses doppelte Ziel: die Entwicklungslogik der Zeit aus einer Entwicklungslogik der Geschichte verständlich zu machen.
Der vorliegende Band ist mit dem Konflikt befasst, der sich zwischen der Religion und der säkular verstandenen Welt ergeben hat. In aller Vergangenheit sah sich die Religion von einem Glauben bestimmt, durch den sich der Mensch an ein Absolutes als einer subjektivischen Macht am Grunde der Welt verwiesen sah. Die Welt selbst ließ sich nicht anders verstehen. Wir leben in der Moderne in einer anderen, einer säkular verstandenen Welt. Diese Welt ist Teil eines Universums, das sich vor 13 Milliarden Jahren aus einer unvorstellbaren Dichte von Energie gebildet hat. Seither sagen wir von diesem Universum, dass alles in ihm aus der systemischen Verfasstheit des Universums heraus gebildet worden sei. Das gilt auch für die humane Lebensform und ihre geistige Verfasstheit. Günter Dux hat deren Bildungsprozess jüngst zu rekonstruieren gesucht. In diesem Universum lässt sich länger kein Absolutes denken. Auch noch der Gedanke des Absoluten findet eine säkulare Erklärung. Das ist der Konflikt, inden sich die Religion mit der säkular verstandenen Welt verwickelt sieht.
Das Ziel, das Dux mit der Untersuchung zur Moral verfolgt, ist, einsichtig zu machen, dass und wie sich die Moral als eine Form sozialer Vernunft aus einer Bedingungskonstellation der evolutiv erworbenen Verfassung heraus zu bilden vermochte und immer wieder zu bilden vermag. Man muss, das ist die Kernthese Günter Dux¿, die Moral unter den erkenntniskritischen Vorgaben der Moderne neu verstehen ¿ anders als sie in aller Vergangenheit verstanden wurde. Dux macht deutlich, dass es zum Verständnis der Moral einer anderen Logik bedarf, nämlich einer prozessualen. Durch sie muss geklärt werden, dass und wie Moral sich mit der Vernunft in der Gesellschaft historisch-genetisch ausgebildet hat. Das erkenntniskritische Interesse an der Moral ist politisch motiviert. Wir sind mit den gesellschaftlichen Verhältnissen in eine Krise geraten. Das Problem ist der Markt. Er macht es unmöglich, der Gesellschaft eine von der Idee der Versöhnung bestimmte Welt als normatives Ideal zugrunde zu legen. Das Normative ist in die Strukturen der Gesellschaft eingelassen. Mit den Strukturen der Gesellschaft bedarf es deshalb der Kritik der Moral und einer trennscharfen Bestimmung der Gerechtigkeit. Auch sie stellt sich in der prozessualen Logik anders dar, als im philosophischen Denken von der Antike bis zu unserer Gegenwart.
Nichts hat sich so sehr in das Selbstverständnis des Menschen in der Moderne eingeschrieben wie das Wissen, dass die Lebensformen des Menschen von ihm selbst konstruktiv geschaffene Lebensformen darstellen. Nichts ist so wenig verstanden worden wie der konstruktive Prozess, durch den es möglich war, die Welt des Menschen entstehen zu lassen.Die Arbeiten von Dux eröffnen eine grandiose Erkenntnisperspektive, in dem er an das Wissen um die Evolution des Menschen anschließt. Die Pointe der von ihm dabei entwickelten Theorie der Kultur ist, dass er die Lebensformen des Menschen nicht schon in der Natur verortet, vielmehr auch deren Grundformen, Handeln, Denken und Sprache erst durch den Menschen entwickelt versteht. Dazu bedarf es allerdings einer anderen, einer prozessualen Logik im Verständnis der Lebensformen des Menschen. Anders als in einem Denken, in dem im Ausgang immer schon gelegen ist, was sich aus ihm entwickelt, bilden sich in einer prozessualen Logik die menschlichen Lebensformen erst in einem Prozess aus vorgegebenen Bedingungen heraus, ohne in ihnen selbst schon gelegen zu sein. Der Schlüssel zu ihrem Verständnis liegt, folgt man Dux, in der Ontogenese der Gattungsmitglieder. Mit den Formen ihrer Weiterentwicklungen setzen wir uns auf die Spur unserer selbst in der Geschichte und holen uns schließlich auch selbst ein.
The book focuses on the modern understanding of human life-forms as constructs that followed an evolutionary history. The author thus finds science confronted with two questions: firstly, how the transgression of the virtual threshold between natural and cultural history was possible, secondly, how the socio-cultural constructs were able to develop in the course of history the way they did. The discussion concentrates on the problem of determining a processual logic in the development of societal structures as well as in the development of cognition. The focus of attention is the historico-genetic reconstruction of cognition.The book was originally published in German as Historisch-genetische Theorie der Kultur (Weilerswist 2000: Velbruck).
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