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Mit dem Begriff der Wissensgesellschaft betonen Zeitdiagnosen den wachsenden Stellenwert von (wissenschaftlichem) Wissen für alle gesellschaftlichen Handlungsfelder. Eine noch wenig erforschte Konsequenz dieser Entwicklung ist das Erfordernis, Wissen zu kommunizieren und für andere Handlungsfelder zu übersetzen. Der Band untersucht die Frage, wie verschiedene Akteure der Wissensgesellschaft diese Kommunikationserfordernisse bewältigen und gestalten. Im ersten Teil finden sich Beiträge, die spezifische neue Formen und Paradigmen der Wissenskommunikation rekonstruieren und theoretisch verorten. Hier geht es um einschlägige Beispiele aus dem Spektrum neuer Kommunikationsformen, wie sie etwa Wissenschaftscomics und -romane darstellen. Im zweiten Teil stehen mediatisierte Kommunikationsformen im Fokus, die beispielsweise auf dem Wissensaustausch auf webbasierten Question-and-Answer-Plattformen oder YouTube aufbauen. Abschließend rückt die Kommunikations- und Übersetzungsarbeit von Akteurenins Zentrum, die zwischen verschiedenen Wissens- und Handlungsfeldern vermitteln.
Dieses Buch bietet eine ausführliche und aktuelle Auseinandersetzung mit der Frage, wie der Zugang zum Forschungsfeld gelingen kann. Der Feldzugang ist eine notwendige Bedingung, um Feldforschung betreiben zu können ¿ gelingt der Zugang zum Feld nicht, dann ist auch die geplante Forschung nicht möglich. Das Anbahnen eines Feldzugangs ist entsprechend eine besonders kritische Phase des Forschungsprozesses, die grundsätzlich die Eigenschaft hat, krisenhaft zu sein oder es zu werden. Diesen Sachverhalt stellt der Band in den Mittelpunkt und versammelt Beiträge, die das krisenhafte Potential von Feldzugängen aus drei Perspektiven diskutieren: Erstens mit Blick auf veränderte und erschwerte äußere Rahmenbedingungen qualitativer Forschung (Der Feldzugang in der Krise); zweitens aus einer wissenssoziologischen Sicht (Der Feldzugang als krisenhafter Prozess) und drittens aus der Perspektive der Forschungsfelder und -gegenstände (Der Feldzugang als Krise fürden Forschungsgegenstand?). In dieser Diskussion verfolgt der Band das Ziel, Feldzugänge sowohl unter forschungspraktischen und methodologischen Gesichtspunkten zu erörtern als auch den Feldzugang als Forschungsgegenstand zu reflektieren. Der Band gibt Anregungen für alle, die ein empirisches Forschungsprojekt durchführen wollen und für die diejenigen, die ihre eigene Forschungspraxis selbstreflexiv thematisieren. Er bietet Anschlüsse an die ethnografische Literatur, Einblicke in die Arbeit der ethnografischen Feldforschung, und er bietet wichtige Impulse für die Debatte zur Zukunft der qualitativen Sozialforschung.
Der Band versammelt eine Reihe von soziologischen, linguistischen und kommunikationswissenschaftlichen Beiträgen, die kommunikative Gattungen und Events in der Gegenwartsgesellschaft untersuchen. Mit diesen Beiträgen verfolgt der Band mehrere Ziele. Zum einen zeigt er, wie ertragreich noch immer die vor über 30 Jahren entwickelte Analyse kommunikativer Gattungen ist. Wie eine Reihe von Arbeiten zeigen, lässt sie sich, zweitens, auch auf die mediatisierten Formen der Kommunikation anwenden, die sich im Zuge der jüngeren Digitalisierungswelle ausgebildet haben. Im Unterschied zu den zumeist rekonstruktiven Verfahren der Sozialwissenschaft zeichnet sie sich vor allem durch in situ erzeugte und damit hochgradig valide Prozessdaten aus, die nicht wesentlich von den Forschenden diktiert sind, sondern die untersuchten Abläufe im Datenmaterial dokumentieren. Ihr methodologischer Fokus auf realweltliche Praktiken, Handlungsabläufe und Kommunikationsprozesse hat, drittens, einen besonderen Forschungsfokus erzeugt, der sich um das kreist, was als ¿Event¿ bezeichnet werden kann. Neben zahlreichen empirischen Beiträgen enthält der Band auch einige Beiträge, die die Konzepte der Gattung und des Events systematisch darstellen.
Unter dem Motto ¿Pro-Anä treffen sich seit den späten 1990er Jahren vorwiegend junge Frauen im Internet, um gemeinsam magersüchtig zu werden. Wissenschaftlich wurde das Phänomen bisher vor allem hinsichtlich seiner potentiellen Gefahren untersucht. Im Dunkeln blieb dabei, was Pro-Ana eigentlich ist, welche Handlungen im Zentrum des Phänomens stehen oder wie sich Pro-Ana plattformübergreifend strukturiert. Dabei ist von besonderem Interesse, wie das soziale Gefüge der Teilnehmer*innen vor dem Hintergrund fast ausschließlich digital erfolgender Kommunikation dauerhaft bestehen kann. Über eine soziologische Websiteanalyse wird gezeigt, dass die Teilnehmer*innen die Online-Gemeinschaft in erster Linie als eine Motivationstechnik nutzen, die sie bei ihrem Vorhaben der drastischen Gewichtsreduktion unterstützt. Sie suchen diese auf, um sich in einer Art ¿Parallelprojektierung¿ wechselseitig zum Abnehmen zu inspirieren und zu motivieren: Ihre Gleichheit in Bezug auf Projektziele und -dokumentationen ermöglicht es den Teilnehmer*innen, sich online etwa in Wettbewerben zu messen und einander als Gemeinschaft zu erfahren. Ihre Differenzen im Projektfortschritt bilden hingegen die Voraussetzung dafür, leuchtende Vorbilder unter ihren Mitstreiter*innen zu finden, die den Glauben an die Machbarkeit eines pro-anorektischen Gewichtsabnahmeprojekts in entscheidendem Maße stützen.
Wenn Menschen miteinander musizieren, koordinieren und synchronisieren sie ihre Handlungen so präzise, dass sie ein hörbares Kollektivgebilde konstruieren: Gemeinsame Musik. Das ist eine herausragende Leistung, die ein Grundinteresse adressiert, das nicht nur die Musiksoziologie, sondern die Soziologie und Sozialtheorie gleichermaßen betrifft: Wie gelingt es Handelnden, gemeinsam Soziales zu erschaffen?Die Untersuchung baut auf Alfred Schütz¿ klassischem Aufsatz ¿Gemeinsam Musizieren¿ auf und folgt der Frage, wie es Musiker:innen gelingt, mit Noten und Instrumenten gemeinsam zu musizieren und wie dies durch die Spielenden erlebt wird. Sie wird anhand von Streichensembles untersucht, die ohne Dirigierende musizieren. Durch die Integration von Videographie, fokussierter und lebensweltanalytischer Ethnographie wird der Blick keineswegs auf situatives Musizieren verengt, sondern die institutionelle und organisationale Ordnung des Forschungsfeldes systematisch integriert. Sozialtheoretisch wird die Untersuchung mit dem Kommunikativen Konstruktivismus gerahmt.Dies ist ein Open-Access-Buch.
In diesem Buch wird eine Ethnografie des Selbst vorgelegt, die anhand gegenwartiger spiritueller Praktiken im Libanon durch eine bestimmte Emotionskultur verkorpert wird. Es erzahlt von einer radikalen Subjektivierung, die als Teil und Effekt gesellschaftlicher Transformationsprozesse bewertet wird. Selbstkenntnis, Selbstwissen und Selbstartikulation werden als eine genuine Erfahrung des Islams gelesen und zugleich als Ausdruck einer inneren Beziehung zur Konsumkultur: Praktiken der Optimierung, Kultivierung, Kontrolle und Inszenierung des Selbst dienen dem Ausdruck eines symbolischen Kampfes um die Darstellung sozialer Positionen. Das Buch zeichnet damit im Detail nach, inwiefern Subjekte neben einer Innenorientierung immer auch eine Beziehung zu etwas auerhalb des Selbst herstellen. Der Titel, Das Soziale im Selbstbezug, verweist damit auf das, was die Subjekte in ihrem Bestreben, sich primar auf sich selbst zu beziehen, eigentlich zusammenhalt.
Kommunikatives Handeln kann Macht entfalten, kann anderen ein bestimmtes Handeln nahelegen, ohne dass direkter oder indirekter Zwang dahintersteht. Die Frage ist, weshalb kommunikatives Handeln auch ohne Gewalt und Herrschaft Macht haben kann. Eine Antwort auf diese Frage hat die Soziologie bislang noch nicht geben können. Hier wird eine Antwort entworfen, indem gezeigt wird, dass und wie alltägliche Kommunikationsmacht sich im kommunikativen Mit- und Gegeneinander erst aufbauen muss, um dann wirken zu können. Dabei kommen der Beziehung der Menschen zueinander, deren gegenseitige Anerkennung und die daraus folgenden Auswirkungen auf die Identität der Beteiligten eine besondere Bedeutung zu. Ein solches Verständnis der alltäglichen Macht von kommunikativem Handeln kann dabei auch helfen zu verstehen, wann und unter welchen Bedingungen Kommunikation in den privaten und öffentlichen (digitalen) Medien wirksam sein kann. Ein Verständnis kann jedoch auch dabei helfen, selbst über kommunikatives Handeln Wirkung zu erzielen bzw. sich gegen kommunikative Zumutungen zu wehren.
Was das Ghetto und Durchgangslager Theresienstadt von unzahligen anderen unterscheidet, sind filmische Aufzeichnungen, die hier unter erzwungener Beteiligung der Deportierten aufgenommen und unter dem Titel 'Theresienstadt - Ein Dokumentarfilm aus dem judischen Siedlungsgebiet' wurden.
Felix Tirschmann untersucht Spuren, die der Tod im Alltag hinterlässt. Er durchleuchtet die Topoi der sozialpolitischen Debatten, betrachtet die unterschiedlichen Todesbilder in Öffentlichkeit und Wissenschaft und führt Interviews mit Experten und Laien. Die dichte Interpretation der Gespräche dokumentiert: Der Alltag des Todes ist kein karger Ort sinnentleerter Tätigkeiten, sondern sinnerfüllt und äußerst resistent gegenüber jeder Form von Desymbolisierung. Doch die im sozialen Handeln zwischen Lebenden und Sterbenden entstehenden Lösungen sind nicht von Dauer. Manchmal können sie an individuelle Bedürfnisse angepasst werden. Nur selten überdauern sie den Moment. Im Suchen und Finden partieller Lösungen liegt die Aufgabe einer wissenssoziologischen Thanatologie, die deutlich machen will, dass es nicht nur eine, sondern mehrere und sogar unterschiedliche Todbedeutungen geben kann. Alltagspragmatisch zeigt sie, was hilft. Gesellschaftstheoretisch zeigt sie, wie es kommen musste, dass die Bedeutung des Todes sich wandelte.
Der Band fragt nach dem Verhältnis von Mediatisierungsforschung und dem Kommunikativen Konstruktivismus. Aus verschiedenen soziologischen, medien- und kommunikationswissenschaftlichen Perspektiven wird theoretisch und anhand von empirischen Beispielen diskutiert, ob und wie sich die Mediatisierungsforschung mit Hilfe des Kommunikative Konstruktivismus fundieren und weiterentwickeln lässt oder ob der Kommunikative Konstruktivismus die Mediatisierungsforschung benötigt, um empirisch und theoretisch gehaltvoll zu sein.
Welches sind die elementaren Strukturen der Weltvertrautheit eines Erfahrungssubjektes? In der vorliegenden Studie wird der Versuch unternommen, diese Frage uber eine methodisch innovative Analyse von autobiographischen Erzahlungen zu beantworten. Sie bringt dazu zwei heterogene Quellen zusammen: Die Lebensweltphanomenologie in der Tradition von Husserl und Schutz einerseits, den Strukturalismus Levi-Strauss'scher Provenienz andererseits. In der Folge dessen wird dafur pladiert, das Verhaltnis von Erfahrung und Erzahlung als eine topologische Reprasentation anzusehen.
Ajit Singh untersucht im Kontext des leistungsorientierten Nachwuchstrainings im Trampolinturnen, wie die Vermittlung von Körper- und Bewegungswissen durch Trainerinnen und Trainer sowie Athletinnen und Athleten gemeinsam koordiniert wird. Ausgangspunkt ist die These, dass Körper in einer Weise sinnhaft handeln und kommunizieren, die (methodisch) beobachtet, interpretiert und verstanden werden kann. Die videographische Studie verdeutlicht, dass die kommunikative Vermittlung von Körperwissen im Sport einer komplexen Orchestrierung unterschiedlicher Modalitäten unterliegt. Dabei reichen die verkörperten Wissensformen von grundlegenden Bewegungsfolgen bis hin zu Körperspannung, Zeitgefühl oder Konzentrationsfähigkeit. Anhand feingliedriger Interaktionsanalysen wird aufgezeigt, dass die gemeinsamen Abstimmungen durch Zeigen, Imaginieren, Re- und Preenactment und andere Formen der Wissenskommunikation kein Beiwerk sind, sondern in sozialer Hinsicht wesentlich für das, was sich in Trainingssituationen als kommunikative Konstruktion von Körperwissen realisiert. Der Inhalt. Körper-, Wissens- und Interaktionssoziologie. Körperwissen und Visualität. Sportliches Training und Wissenskommunikation. Videographie von Trainingssituationen Die Zielgruppen. Dozierende und Studierende der Soziologie, Linguistik, Sport- und Kommunikationswissenschaft . Expertinnen und Experten der TrainingspraxisDer AutorDr. Ajit Singh ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) in Erkner.
Der Band exploriert die systematischen Bezüge zwischen Wissens- und Religionssoziologie. Zunächst enthält er daher die deutsche Erstübersetzung des klassischen Aufsatzes zu diesem Thema von Berger und Luckmann aus dem Jahr 1965. Das Spektrum der Beiträge umfasst aktuelle Forschungen über diverse Formen religiöser Kommunikation und weltanschaulichen Wissens aus drei Bereichen: Erstens empirische Studien zu religiösen und weltanschaulichen Kommunikationsgattungen, Veranstaltungsformen und Diskursen, zweitens Beiträge zu methodischen Zugriffen für die Analyse religiöser Kommunikation und die Weltanschauungs-analyse sowie drittens theoretische Beiträge zu wissenssoziologischen Aspekten religiösen und weltanschaulichen Wissens. Dabei werden soziologische sowie religionswissenschaftliche und linguistische Perspektiven eingenommen.Der InhaltWissens- und Diskursforschung . Staatliche Interventionen . Naturwissenschaft, Sinnkonstruktion und Weltanschauung . Erlösungskommunikation . Transformation religiöser Sinnresiduen . Gattungen der Sinnvermittlung . Rhetoriken der Normativität . Unsichtbare Religion in Massenereignissen Die Herausgeber*innenProf. Dr. Bernt Schnettler ist Inhaber des Lehrstuhls Kultur- und Religionssoziologie an der Universität Bayreuth. Thorsten Szydlik ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie der Universität Marburg.Helen Pach ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Kultur- und Religionssoziologie an der Universität Bayreuth.
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