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Theologische Ethik boomt einerseits. Andererseits zeigt sich gerade durch diesen Boom eine große Verunsicherung, wie überhaupt mit Gott ethisch argumentiert werden kann. Seit den 1990er Jahren sind in der deutschsprachigen Theologie fast ein Dutzend prominente ethische Neuansätze publiziert worden, die jedoch fast unbeeinflusst voneinander konzipiert worden sind. Damit entsteht der Eindruck, Theologische Ethik könne beliebig formuliert werden oder könne nicht mehr aufweisen, wofür sie steht. Das Buch gibt einen detaillierten Überblick der gegenwärtigen Ansätze und überprüft die Leistungsfähigkeit ihrer jeweiligen Grundlegungen. Sie zielt darauf, gemeinsame Fundamente einer evangelisch verantworteten Theologischen Ethik zu rekonstruieren.
Führt die neuzeitliche Individualisierung zur Subjektwerdung oder stehen wir im schleichenden Umbruch vom Gemeinschaftsmenschen zum egozentrischen 'Selfie' des Anthropozäns? Nach verschiedenen Befreiungsversuchen betreibt der postmoderne Mensch seine digitale und ökonomische Selbstinthronisation an die Stelle des 'toten Gottes'. Diesem komplexen Prozess von Selbstermächtigung und Selbstunterwerfung ist zugleich seit der Christus-Theologie des Paulus und der Reformation das Gegenmodell von Subjekt-Werdung eingeschrieben: das paradoxe Widerfahrnis von Verpflichtung und Freiheitserfahrung. Dieses Paradox der Universalität des Christus-Geschehens und gleichzeitiger Singularität des glaubenden Individuums entlarvt die vornehmlich psychotherapeutischen Identitätskonzepte und Fundamentalismen für Subjekt-Werdung als naturalistische, bewusstseinsgebundene, vereindeutigende Fehlversuche. Beispiele aus Theologie, Philosophie, Kunst, Mode und Bildung zeigen diesen Widerstreit einer fatalen Egozentrik und einer Subjekt-Werdung, die asymmetrisch vom Anderen, von Gott, ausgeht als Paradox von Verpflichtetwerden und gleichzeitigem Versetztwerden in Freiheit.
Was gegenwärtig unter dem Stichwort ¿Digitalisierung" verhandelt wird, pendelt zwischen Heilsphantasien und Katastrophisierung. Die Theologische Ethik tastet sich gegenwärtig noch unsicher an dieses Thema heran. Das Buch legt eine ethische Grundlegung für die Probleme der angewandten Ethik mit künstlich intelligenten und autonomen Maschinen vor. Insbesondere der moralische Status von Robotern und Künstlicher Intelligenz wird bestimmt.An Robotern treten wesentliche Phänomene intersubjektiver Begegnungen nicht auf. Man kann sich vor ihnen nicht anhaltend schämen und ihre Lernfähigkeit keinem Wesen zurechnen, das lernt. Damit sind theologische Kriterien des Status des Menschen benannt, die sich nicht nachbauen lassen.
Transhumanismus wird oft als Konglomerat spekulativer Technikvisionen, als Enhancement-Utopie oder als Science-Fiction betrachtet. Der Autor setzt sich kritisch mit gängigen Auffassungen über die Denkform Transhumanismus auseinander und argumentiert, dass sie eine bedeutsame programmatische Entwicklung, eine Hinwendung zur akademischen Wissenschaft, weitgehend übersehen. Unter Zugrundelegung der wissenschaftstheoretischen Methodologie von Imre Lakatos rekonstruiert er Transhumanismus als Forschungsprogramm mit hartem Kern, Schutzgürtel und Vorhersagen. Hierin zeigt er, inwiefern der Transhumanismus eine technikphilosophisch bedeutsame Perspektive zum Umgang mit neuartigen Technologien eröffnet, ohne für dessen normative Positionen einzutreten.
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