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Die interdisziplinar ausgerichteten und kulturhistorisch perspektivierten Studie widmet sich der intellektuellen Biographie des Journalisten, Ubersetzers und Lieddichters Georg Greflinger (um 1617-1677), eines faszinierenden und in vieler Hinsicht exemplarischen Autors der deutschen Literatur- und Musikgeschichte des 17. Jahrhunderts. Auf eine umfassenden Darstellung seiner Laufbahn, seines Wirkens in verschiedenen kulturellen Zentren des Alten Reiches, seines sozialen Netzwerks sowie seines Gesamtwerks folgt in einem zweiten Komplex Greflingers Lieddichtung - jener Bereich, in dem der Autor in seiner Epoche und daruber hinaus grotes Ansehen genoss. Untersucht werden sowohl musikalische und literarische Aspekte des Repertoires als auch Fragen der Funktion und Auffuhrungssituation. Die Studie beinhaltet daruber hinaus eine kommentierte Werkbiographie sowie Transkriptionen von Notenmaterial.
1779 veroffentlicht Johann Gottfried Herder die Apokalypse-Paraphrase Maran Atha. Ein Jahr spater publiziert Johann Caspar Lavater sein hexametrisches Epos Jesus Messias, oder die Zukunft des Herrn"e;, gefolgt vom vierbandigen Epos Jesus Messias, oder die Evangelien und Apostelgeschichte in Gesangen"e; (1783-1786). Herders und Lavaters Werke zeigen, dass die Tradition der christlichen Dichtung nicht, wie es die bisherige Literaturgeschichtsschreibung annimmt, mit der Vollendung von Klopstocks Messias"e; (1773) zu Ende geht. Wie die ausfuhrliche kulturhistorische, intertextuelle und theologiegeschichtliche Analyse belegt, entwickeln Herder und Lavater in der Auseinandersetzung mit dem groen Vorganger Klopstock ihre eigenen Vorstellungen daruber, wie die biblischen Quellen in stilistisch und inhaltlich angemessener Weise zur poetischen Darstellung gebracht werden mussen. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag in der Diskussion um literarasthetische und poetologische Maximen. Zugleich ist ihre Bibelpoesie theologiegeschichtlich bedeutsam, da sie darin neue exegetische Ansatze entwickeln, bei denen die Verbindung von historisch-kritischer Analyse mit empfindsamer Bibellekture im Vordergrund steht.
In der Zeitspanne von wenigen Jahrzehnten entstanden um 1600 zwei Übersetzungen von Giovanni Boccaccios Elegia di madonna Fiammetta (um 1343/44) unabhängig voneinander im oberdeutschen Sprachraum: beide blieben ungedruckt, vielleicht wegen der Thematik, eines inneren Monologes (»Klage«) einer verheiraten Dame über den Verlust ihres Liebhabers. Die historisch-kritische Edition präsentiert die ältere der beiden Übertragungen Johann Engelbert Noyses aus einem Manuskript im Besitz der Gräfin Maria Katharina Fugger (Bibl. Passau) und zieht stellenweise im Kommentarteil die zweite Übersetzung (Bibl. Bayreuth) des Ludwig Freiherr von Kuef(f)stein zum Vergleich heran. Ein italienischer Paralleldruck (Venedig 1565) erlaubt den Vergleich mit dem italienischen Ausgangstext. Die Ausgabe richtet sich sowohl an ein Fachpublikum als auch an interessierte Leser*innen.
In den ersten Wolfenbütteler Jahren veröffentlichte Lessing eine Reihe von religionsphilosophischen Schriften, die sich gegen die Aufklärungstheologie richteten. Um Sozinianer, Neologen und Deisten zu attackieren, nahm der Aufklärer für die dogmatische Theologie Partei. Diese Positionierung Lessings bleibt bis heute eine der umstrittensten Fragen der Forschung: Warum war der bekannte Freidenker ein erbitterter Feind des vernünftigen Christentums? Lessings Stellungnahme für die Rechtgläubigkeit ist als Unentschlossenheit, Taktik und Heuchelei verstanden worden. Durch die Rekonstruktion der aristotelischen Tradition der doppelten Lehrart der Philosophen zeigt die Studie, dass sich Lessing selbst in seinen theologischen Schriften einer exoterischen und einer esoterischen Schreibart bediente, so dass der Schlüssel zum Verständnis der Orthodoxie Lessings in den Leibniz-Rettungen aufzufinden ist. Lessings Verteidigung der Orthodoxie erweist sich daher als bloß exoterisch. Der Aufklärer hat das dogmatische Luthertum verteidigt, weil die Rationalisierung des Christentums die Autonomie der Philosophie von der Theologie beeinträchtigt. Nur eine strikte Trennung von Glauben und Vernunft kann nämlich die libertatem philosophandi garantieren.
Seit Mitte des 17. Jh. sammelt sich unter dem Begriff Jansenismus eine innerkath. Reformbewegung, die die strenge augustinische Gnadentheologie aktualisiert. Im deutschsprachigen Raum findet der Jansenismus Gegner, aber auch Fürsprecher und Förderer. Die materialitätsgeschichtlich fundierte Netzwerk- und Kommunikationsforschung fokussiert divergente Rezeptionsprozesse in Adel und Theologie durch Übersetzung oder Druck jansenistischen Schrifttums.
Die rasch zum Standardwerk avancierte Sammlung Von Strittigkeit der Bilder. Texte des deutschn Bildstreits zum 16. Jahrhundert wird nun um einen dritten Band erweitert. Mit den 39 neu erfassten Texten liegen somit insgesamt 99 deutschsprachige Zeugnisse aller Konfessionen (Katholiken, Lutheraner, Calvinisten) vor. Als Autoren, deren bildtheologische Äußerungen bislang ungewürdigt waren, kommen zu Wort: Alberus, Amling, Blarer, Crato, Eberlin, Isaak, Leucht, Miller, Neudorffer, Osiander, Palladius, Pezelius, Russ, Scultetus, Spreter, Sylvanus, Taurer, Unwerth, Vi¿tor oder Walasser. Das Nachlese- und Nachschlagwerk eröffnet einen ebenso weitreichenden wie detailreich eindringlichen, vermöge seiner Authentizität verlässlichen Einblick in das deutschsprachige Bilddenken der Frühen Neuzeit. Damit wird erstmals möglich, die Bilderfrage multiperspektivisch - aus kunsthistorischer, mediengeschichtlicher, frömmigkeitspsychologischer, erkenntnisphysiologischer, begriffsgeschichtlicher, kirchen- und konfessionshistorischer Sicht - zu studieren und fortzudenken und mit der zeitgenössischen Bildproduktion in Beziehung zu setzen.
Das Buch widmet sich der Frage, weshalb Krankheitserfahrungen in der frühneuzeitlichen Lyrik zwischen 1490 und 1720 eine beispiellose Prominenz entfalten. Die Basis der Untersuchung bilden Texte bekannter und weniger bekannter deutscher (Spät-)Humanisten (u. a. Konrad Celtis, Paul Schede Melissus, Johann Christian Günther), die in ihren medizinhistorischen, theologischen und / oder frömmigkeitsgeschichtlichen Kontexten verortet werden (Syphilis- und Fieberkunde, Medizinaltheologie und Sterbekunst). Was diese Texte verbindet, so die leitende These der Studie, ist ihre konzeptuelle Nähe zum Paradigma der Selbstsorge (cura sui, epimeleia heautou), wie es zunächst von Pierre Hadot, später von Michel Foucault für die antike Popularphilosophie beschrieben wurde. Die Examination des Körpers, die theologisch informierte Reflexion über den pathologischen Zustand, aber auch die Bereitung zum Sterben beschreiben einige der Praktiken, für die die Krankheitslyrik ein ästhetisches Gefäß im Dienst der Selbstsorge bereitstellt. Mit der vorliegenden Studie wird der frühneuzeitliche Typus des Krankheitsgedichts erstmals im Zusammenhang dargestellt und für Forscher/-innen aus den Bereichen Literaturwissenschaft, Medizingeschichte und Theologie zugänglich gemacht.
Die historische Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch und Gewalt in der Frühen Neuzeit steht noch ganz am Anfang. Auf detaillierten Archivrecherchen beruhend, geht diese Studie Sexualdelikten im Jesuitenorden nach, die an Schülern, Studenten, Beichtkindern, und anderen Jesuiten verübt worden sind. Dabei werden Muster von sexueller Gewalt deutlich, die sich auf spirituelle Bereiche ausdehnten, aber von den Ordensoberen nur in Extremfällen geahndet wurden. Dieser Ansatz ermöglicht es, ein neues Licht auf die Geschichte jesuitischer Bildungs- und Seelsorgeeinrichtungen zu werfen.
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