Gjør som tusenvis av andre bokelskere
Abonner på vårt nyhetsbrev og få rabatter og inspirasjon til din neste leseopplevelse.
Ved å abonnere godtar du vår personvernerklæring.Du kan når som helst melde deg av våre nyhetsbrev.
Die historische Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch und Gewalt in der Frühen Neuzeit steht noch ganz am Anfang. Auf detaillierten Archivrecherchen beruhend, geht diese Studie Sexualdelikten im Jesuitenorden nach, die an Schülern, Studenten, Beichtkindern, und anderen Jesuiten verübt worden sind. Dabei werden Muster von sexueller Gewalt deutlich, die sich auf spirituelle Bereiche ausdehnten, aber von den Ordensoberen nur in Extremfällen geahndet wurden. Dieser Ansatz ermöglicht es, ein neues Licht auf die Geschichte jesuitischer Bildungs- und Seelsorgeeinrichtungen zu werfen.
Das deutsche "Barocklied" unterscheidet sich vom "Volkslied" durch den unverzichtbaren Generalbaß und durch die speziellen Ansprüche von Text- und Melodieverfassern, die den ungeregelten Gebrauch ihrer Arbeiten verabscheuten. Außerdem verlief das neue weltliche und geistliche Lied keineswegs immer einstimmig. Das ad libitum-Verfahren erlaubte wechselnde Satzdichten. Die "Canzonette" steht als Strophenmadrigal gewissermaßen "rechts" am Rande des Liedbereichs, der "Thon" oder die anonyme Modellweise "links". Dazwischen erstreckte sich eine Fülle von Formen und Stilen. Der derbe Lebensvollzug, dem die Volkskunde nachgeht, wird durch subtilere Aufgaben in Romanen, Dramen und Festspielen ergänzt. Martin Opitz schuf die literarischen Muster. Doch die kompositorische Umsetzung erwies sich als schwierig, denn die eine Musikstrophe kann den gedanklichen Fortgang der Textstrophen nicht mitvollziehen. Das italienische Verfahren der "Durchkomposition" mittels beibehaltenem Baßmodell widersprach der deutschen Liedtradition und den neueren westlichen Einflüssen. Aus den ungezählten Autoren der Gelegenheitskunst ragen die Organisatoren und Poeten Johann Rist und Philipp von Zesen heraus. Aber überall stößt die Systematik angesichts der deklamatorischen Möglichkeiten der "Monodie", der begleitenden oder gliedernden Melodieinstrumente und der Gebote des Kontrapunkts an Barrieren. Der Ausweg heißt: "Eingrenzung und Einzelanalyse".
Mit der Frage nach Formen und Funktionen der literarischen Todesmeditation bewegt sich die komparatistisch ausgerichtete Studie im Rahmen einer thematischen Untergruppe der religiösen Meditation, die zunächst nur mit dem allgegenwärtigen Topos der Vergänglichkeit von Interesse zu sein scheint. Sie stellt jedoch die Betrachtungen des Todes bzw. die Bildlichkeit des Todes in der Meditation in ihren Zusammenhang mit der frühneuzeitlichen Herausbildung eines "meditativen" Gewissenskonzeptes, um deren Potential zur Individualisierung von Erinnerung zu zeigen. Das meditierende Ich findet hier jenseits des Vanitas- und Memento-mori-Topos ein Strukturmodell für Selbsterinnerung, das subjektiv-individuelle und rollenhaft-exemplarische Selbstthematisierung verschränkt. Das Konzept des "meditativen Gewissens" ist als verinnerlichter Anspruch an sich selbst zu beschreiben. Dieser führt dazu, daß Sünde als Selbstentfremdung empfunden und in den Bildern von Tod, Verfall und Verwesung als "körperliche" Selbstentfremdung thematisiert wird. Auf der Basis eines umfangreichen deutsch-, französisch- und englischsprachigen Quellencorpus wird so das Potential der meditatio mortis für die Individualisierung von Erinnerung untersucht. Die Arbeit zielt insbesondere auf die literarisch-poetologischen Konsequenzen, die die Meditation als Textstruktur impliziert: Charakteristisch ist vor allem das hohe Maß an Selbstreflexivität und die Bedeutung der anatomischen Perspektive, die die Selbstbetrachtung des meditierenden Ich prägen.
Der reformierte Genfer Psalter gehört zu den wirkungsgeschichtlich bedeutendsten Literatur- und Musikwerken des 16. Jahrhunderts. Die Psalmendichtungen des Clément Marot und Théodore de Bèze erfuhren - nicht zuletzt dank der kongenialen Vertonungen - seit Erscheinen der ersten Gesamtausgabe (1562) sowohl in der französischen Originalversion als auch in zahlreichen Übersetzungen europaweite Verbreitung und gewannen vor allem im deutschsprachigen Raum erheblichen Einfluß auf die Entwicklung der modernen Nationalliteratur. Der Sammelband faßt die Ergebnisse dreier internationaler Tagungen zum Genfer Psalter und seiner Rezeption im 16. bis 18. Jahrhundert zusammen.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kam es zu einer gefühlsästhetisch motivierten Opposition gegen den "kalten" Rationalismus Gottschedscher Prägung. Unter Rückgriff auf antike und humanistische Konzepte von Liebe, Freundschaft und Gefühl sowie im Anschluß an medizinisch-anthropologische Theoreme zum Sensualismus entfaltete sich nach 1740 ein Schrifttum, das traditionell durch Zuschreibungen wie "Gefühlskultur" und "Empfindsamkeit" klassifiziert wird. In 14 Einzelstudien gehen die Beiträger dieses Sammelbandes Konzepten empfindsamer Geselligkeit nach, untersuchen einschlägige Beispiele aus unterschiedlichen literarischen Gattungen und setzen sich mit der zeitgenössischen Rezeption der Gefühlskultur auseinander.
Die heilige Katharina von Alexandria galt wegen ihres rhetorischen Sieges gegen funfzig heidnische Philosophen seit dem Mittelalter als eine Leitfigur christlicher Bildung. Ihre Legende lieferte auch den Stoff fur zahlreiche literarische Bearbeitungen. Die hier erstmals edierten Dramen sind die Hauptzeugnisse fur die spannende Rezeption des Katharinenstoffs auf der fruhen Buhne des Jesuitentheaters. Ausgehend von der Tragodie Catharina des belgischen Humanisten Gregoire de Hologne (ca. 1531-1594), stehen die Bearbeitungen von 1576 und 1577 am Beginn des jesuitischen Martyrerdramas, das in der Folgezeit die Buhne der Gesellschaft Jesu beherrschen sollte. Der enge Zusammenhang aller drei hier prasentierten Stucke war bis jetzt unbekannt, bei der zeitlichen Einordnung der Spieltexte und bei der Bestimmung ihres Verhaltnisses zueinander unterliefen zahlreiche Fehler. Dabei ergibt sich gerade aus der Abhangigkeit der spateren Texte von dem bzw. den fruheren eine bisher nicht gebotene Gelegenheit, die "e;Wanderung"e; eines Stucks durch verschiedene dramaturgische Stile und sich andernde historische Voraussetzungen zu beobachten. Dem kritisch herausgegebenen Text sind ein Similienapparat und eine metrische Ubersetzung beigegeben. Einleitung und Kommentar liefern die wesentlichen Informationen zur Einordnung und zum Verstandnis der Stucke.
Es gibt eine Vielzahl germanistischer Studien zum Themenkomplex Streit/Streitkultur Die Anfange des medial vermittelten Streitens in der Volkssprache sind bisher aber nicht von literaturwissenschaftlicher Seite untersucht - anders als etwa von der historischen Dialoganalyse. Diese Lucke soll mit diesem Buch geschlossen werden. Deswegen stehen in seinem Zentrum rhetorikgeschichtliche Studien zu den Religionsstreitigkeiten des 16. Jahrhunderts. Im ersten Teil wird aus den Streitschriften selbst - sie sind als Textsorte der Polemik nicht Gegenstand rhetorischer Lehrbucher - deren rhetorische Physiognomie entwickelt. Es folgen drei darstellende Einzelfalluntersuchungen: 1. Der Streit um Martin Luthers Adelsschrift (1520), 2. der zunachst lateinisch, dann deutsch gefuhrte Streit um Friedrich Staphylus' Theologiae Martini Lutheri Trimembris Epitome (1558), 3. der Streit um Lucas Osianders Warnung Vor der Jesuiter blut durstigen Anschlagen (1585). Im zweiten Teil wird nach den Intentionen und Dimensionen der Religionsstreitigkeiten gefragt und eine kulturhistorisch-soziologische Einordnung vorgenommen. Im dritten Teil werden exemplarisch Konversionsberichte, Predigten, katechetische Texte, Lieder, Gebete und das Theater im Hinblick auf ihr religionspolemisches Potential untersucht. Abschlieend wird ein Ausblick auf den Fortgang der Religionsstreitigkeiten im 17. Jahrhundert gegeben.
The main aim of the work is to present emblematics in Hungary in its European context, and to show the reciprocal influence between that phenomenon and mainstream literature. The description of the theoretical and historical development in Hungary is supplemented by a series of case studies examining the effect of emblematics upon various literary genres. The final chapter analyzes the link between literary emblematics and the visual arts by looking at a specific example. As in most European countries, emblematics in Hungary is part of a complex labyrinth of literary modes of thought and expression. A relative poverty of theoretical writing went hand in hand with a considerable range of emblematic practice. The emblem proved to be a transitional form between the period when signs and motifs were regarded as having specific and fixed meanings and the modern period when we have developed a different and shifting concept of language and meaning. At the same time as emblems began to penetrate the more popular levels of national culture and literature, they also became more specialized. Hungarian emblematics used, for the most part, existing pictorial and textual combinations of pictures and texts. They employed the emblem notably in genres and texts of the genus demonstrativum, which referred to matters which were topical at the time.
Die Asiatische Banise war einer der erfolgreichsten Barockromane und der meistgelesene deutschsprachige Roman vor Goethes Werther. Dem Erstdruck von 1689 folgten im 18. Jahrhundert neun weitere Auflagen sowie eine neue ganz verbesserte Ausgabe"e;. Die enorme Popularitat des Romans spiegelt sich zudem in einer Vielzahl von Rezeptionsdokumenten darunter mehrere Buhnenfassungen sowie eine Fortsetzung des Romans und Ubersetzungen ins Schwedische, Russische, Niederlandische und Franzosische. Die vorliegende Edition bietet erstmals eine historisch-kritische Edition des Texts der Erstausgabe unter Berucksichtigung der wirkungsgeschichtlich bedeutsamen Folgedrucke sowie einen umfassenden Kommentar, in dem die zahlreichen historiographischen und poetischen Quellen des Romans detailliert nachgewiesen werden.
Georg Philipp Harsdörffer, der studierte Jurist, Philologe und Mathematiker, der Patrizier, Diplomat und Richter, ist einer der meistbehandelten Barock-Autoren der letzten beiden Jahrzehnte. Sein Wirken trifft auf die Wissenschaftsagenda unserer Gegenwart: Interdisziplinarität und Internationalisierung. Sein etwa fünfzig Bände umfassendes Gesamtwerk durchdringt nahezu alle Wissens- und Praxisbereiche, mit denen ein Mensch des 17. Jahrhunderts überhaupt in Berührung kommen konnte: ob Anthropologie oder Andacht, Tischsitten oder Technik, Verwaltung oder Verbrechen. Dazu orientiert sich Harsdörffer gleichermaßen an der humanistischen Gelehrtenkultur, am italienischen Manierismus, der französischen Erzählkunst, der spanischen Mystik und der englischen Wissenschaftstheorie. Harsdörffers Arbeiten sind solchermaßen eine Drehscheibe europäischer Literaturbeziehungen und ein Knotenpunkt sämtlicher Diskursfäden seines Zeitalters. Das entspricht dem sozialen Habitus des Berufspatriziers, dessen öffentliche Gesamtverantwortung keine Einschränkung vorsieht. Der vorliegende Band dokumentiert diese Vielfalt von den Voraussetzungen im Humanismus bis zu den ,letzten Dingen' der Religion.
Das vorliegende Buch nimmt die Verbindung von Spathumanismus und Militartheorie anhand der zentralen Kulturen der Niederlande und Frankreich in den Blick: Die Gelehrten konzeptualisierten an den Naht- und Schnittstellen militarpolitischer Kulturen und waren in die Konstitutionszusammenhange antiquarischen Wissens eingebunden. Unter dem Gesichtspunkt interner Bruche und Synergien in der spathumanistischen Gelehrtenrepublik werden neben anderen die Werke von Justus Lipsius, Joseph Scaliger, Isaac Casaubon, Claude de Saumaise und Gabriel Naude sowie die philologisch-antiquarische Praxis im 'Kabinett' der Bruder Dupuy und bei Claude Fabri de Peiresc beleuchtet. Militars und Politiker wie die Nassau-Oranier, Henri de Rohan, Rene Lenormant und Kardinal Richelieu sind in den Transfer und die Kommunikation taktischer und strategischer Lehren eingebunden. Damit sind Querverbindungen zwischen strategischen Konzeptionen, politischer Pragmatik und spathumanistischer Gelehrtenkultur zu konstatieren. In diesem Kontext wird die philologische und antiquarische Tradition starker berucksichtigt als bisher geschehen, die Verengung auf den theoretisch-praktischen Reformkomplex der Heeresreform der Oranier aufgebrochen und dessen Schlusselstellung in der Argumentation von Staatsbildung, Sozialdisziplinierung und Militarischer Revolution relativiert. Statt einer einfachen Antikerezeption und statt einer Rezeption der oranischen Heeresreform in Frankreich ist ein komplexer Kulturtransfer strategischer und taktischer Theorien zu veranschlagen, der im Kontext der fruhneuzeitlichen Pluralitat von Methoden, Wissensordnungen und Lehren zu sehen ist. Besonders in den Blick genommen wird eine Revision antiker militartheoretischer Tradition und moderner Kommentare im Kontext eines zwischen Frankreich und den Generalstaaten abgeschlossenen Militarbundnisses und wahrend der franzosisch-schwedischen Phase des Dreiigjahrigen Kriegs.
Im Oktober 1997 fand, zum Gedenken an den Geburtstag von Martin Opitz am 23.12.1597, ein Kolloquium in Görlitz statt, mit einem internationalen und auch interdisziplinären Teilnehmerkreis. Die Tagung, deren Referate hier vorgelegt werden, versuchte ihrem Anlaß gemäß, ein Gesamtbild von Opitzens Wirken in seiner Zeit vorzustellen. Sie ging dabei von einer Konzeption der "Lebenswelt" aus, »als einer wahrgenommenen Wirklichkeit, in der soziale Gruppen und Individuen sich verhalten und durch ihr Denken und Handeln wiederum Wirklichkeit produzieren« (Rudolf Vierhaus). Im Kontext der Frühen Neuzeit vollzieht sich eine solche Wirklichkeitskonstruktion allerdings in genau zu umschreibenden Textsorten, die durch traditionale und normative Vorgaben strukturiert sind. Die Text- und Wahrnehmungsmuster sind dabei selbst gerade nicht an Konzepten des "Wirklichen" oder "Authentischen", wie sie historisch später formuliert werden, ausgerichtet, sondern an solchen einer durch verbindliche Muster repräsentierten Wirklichkeit. Die einzelnen systematischen, gattungs- und themengeschichtlichen wie auch auf einzelne Werke konzentrierten Beiträge fächern die Facetten dieser Leitthematik auf; sie öffnen damit einen neuen Zugang zum Leben wie zum Werk dieses "Vaters der Deutschen Dichtung".
In einem auf drei Bände angelegten Dokumentationswerk werden Entstehung und Ausbreitung des Paracelsismus in den kontroversen Verflechtungen der Wissenschafts-, Literatur- und Sozialgeschichte des späten 16. Jahrhunderts verankert. Die kritische Edition aufschlußreicher, oft in unbekanntes Terrain führender Texte ist begleitet von umfangreichen Kommentaren sowie von biographischen Darstellungen der Urheber, Adressaten, Gegner bzw. Sympathisanten der paracelsistischen Reform und Protestbewegung. Der zweite Band des »Corpus Paracelsisticum« erschließt das weitläufige Oeuvre von Michael Toxites und Gerhard Dorn, wirkmächtige Gründergestalten des oberrheinischen Paracelsismus. Von da aus fällt der Blick quer über die Konfessionsgrenzen auf andere kulturelle Zentren in Bayern, Sachsen, Schlesien, Böhmen und am Niederrhein. Mit Verfassern wie G. Fedro, M. Ambrosius, L. Span, B. Flöter, G. Etschenreutter, B. Scultetus, P. Perna, Th. Zwinger und J. Albrecht eröffnet sich ein epochaler, äußerst weitläufiger Diskurszusammenhang. In ihm lassen sich doxographische, methodische, hermeneutische, sprachtheoretische und überlieferungsspezifische Auseinandersetzungen ebenso beobachten wie Tendenzen einer theosophischen Spiritualisierung und heterodoxen Aufladung der in Paracelsus' Namen entwickelten Anthropologie und Kosmologie. Direkte Verbindungen ergeben sich unter anderem zu führenden Vertretern der sogenannten Schwenckfelder, damit auch zu Fraktionen aktiver protestantischer Dissidenten. Der Band wird neben dem weiterführenden Kommentar begleitet von einer ausführlichen Einleitung und erschlossen nicht nur durch mehrere Register, sondern auch durch wissenschaftshistorische Zusammenfassungen zu jedem Autorcorpus.
Der interdisziplinäre Sammelband dokumentiert die kulturelle Vielfalt und Offenheit um 1700 im deutschsprachigen Raum. Die Autoren stellen diese Schwellenzeit als eine produktiv-experimentierende Phase dar, in der neue kulturelle Spielräume ausgeschritten werden. Sie zeigen, inwiefern tiefgreifende soziale Wandlungsprozesse diese Innovationsleistungen begünstigen. Die versammelten Beiträge wenden sich vielfältigen Formen kultureller Orientierung zu, wie sie in den Bereichen Literatur (Poesie, Literaturkritik u.a.), Architektur, Theologie oder Verhaltenslehre stattfindet.
Georg Michael Lingelsheim (1557/8-1636) gehorte zu den zentralen Gestalten der europaischen Gelehrtenrepublik um 1600. Er unterhielt uber mehr als funfzig Jahre uberaus umfangreiche Korrespondenzen, die ihn nicht nur mit den fuhrenden Gelehrten in den protestantischen Reichsstanden und europaischen Metropolen der spathumanistischen res publica litteraria verbanden, sondern ebenso mit den fuhrenden Diplomaten jener Machte, die sich im konfessionellen Zeitalter zum Kampf gegen die katholische Allianz um das Haus Habsburg formierten. Als kurpfalzischer Oberrat war er selbst in exponierter Stellung in die konfessionellen und politischen Konflikte, die damals im Reich und in Europa eskalierten, involviert. Diese Konflikte, aber ebenso die Formierung der Gelehrtenrepublik, die Antworten darauf suchte, werden in den verschiedenen Briefwechseln zwischen den Gelehrten und Diplomaten diskutiert. Diese Briefe sind somit eine ganz wichtige Quelle fur die Geschichte des Spathumanismus im konfessionellen Zeitalter. Ausgehend von den gegenwartigen Forschungsdiskussionen um den Spathumanismus bietet der erste Teil der Arbeit ein umfangreiches Lebensbild Georg Michael Lingelsheims, in dem seine Rolle in der kurpfalzischen Regierung, seine Stellung in der Gelehrtenrepublik und seine Schriften analysiert werden; im zweiten Teil wird sein Korrespondentenkreis eingehend vorgestellt, der in die verschiedenen gelehrten Kreise im Heiligen Romischen Reich und in Europa fuhrt. Im Anhang der Arbeit findet sich ein Verzeichnis samtlicher erhaltener Briefe von und an Lingelsheim sowie die Editionen zweier unbekannter Gelegenheitsdrucke, darunter eines von der germanistischen Forschung lange verschollen geglaubten Druckes aus dem Jahre 1616 mit Gedichten Zincgrefs.
Die Studie untersucht die Entstehung der modernen Philosophiegeschichte, wie sie sich im Ubergang vom Barock zur Aufklarung als philosophische Disziplin innerhalb des gelehrten Diskurses der historia literaria konstituierte. Die Auffassung, da Philosophie ein Produkt menschlicher Verstandestatigkeit sei und mit dem Denken der Griechen beginne, erweist sich dabei als Resultat eines Traditionsbruchs, mit dem die entstehende Aufklarung sich vom christlichen Aristotelismus der Schulphilosophie sowie von den platonisch-hermetischen Spekulationen der Schwarmer und Pansophen absetzte. In der Umbruchphase zwischen Barock und Aufklarung entsteht so der moderne philosophiegeschichtliche Kanon, der sich fundamental von der zuvor gultigen historischen Logik der Wissenschaftsgeschichte unterscheidet. Die Geschichte der Philosophie wird nun nicht langer als Sammelbecken unterschiedlich perfekter Ausformulierungen einer archetypischen Weisheit verstanden, sondern im Kontext der 'Entdeckung der geschichtlichen Welt' (E. Cassirer) als ein kontingenter temporaler Proze menschlicher Wissenschaftsentwicklung begriffen. Wie es zu dieser Entdeckung der Philosophiegeschichte kam und worin ihre wissenschaftsgeschichtlichen Implikationen bestehen, ist Gegenstand der Darstellung, die gegenuber der bisherigen Forschung verstarkt die Interdependenzen zwischen theologischem, philosophischem, rechts- und literargeschichtlichem Diskurs berucksichtigt.
In historical and cultural studies, the Early Modern Age has developed a profile of its own. The book series Fruhe Neuzeit (Early Modern Age) publishes editions, monographs and collected volumes advancing fundamental research in the field. It does not seek to produce wide-ranging overviews, premature syntheses or pretentious constructions but takes the long route of detailed work and the exploration of submerged traditional linkages. Particular emphasis is placed on studies which transcend the boundaries of individual disciplines.
Ökonomisch zu handeln heißt in der westlichen Moderne, den eigenen Vorteil zu verfolgen, aber - so das übliche Vertrauen in eine produktive Eigendynamik des Marktes - mit dem Ergebnis eines indirekten Nutzens für alle. Analysiert wird, wie sich ein solches Marktvertrauen in der "späten Frühen Neuzeit" herausbildete. Den literarischen Bezugspunkt bildet die Komödie, deren Geldaffinität nicht nur motivisch hervorsticht. Vielmehr lassen sich ihre Handlungsstrukturen als Modelle marktwirtschaftlichen Verhaltens und der entsprechenden Weltverlaufserwartungen interpretieren, denn die Komödie basiert auf Lizenzen zu normwidrigem Verhalten, vermittelt trotzdem aber das Vertrauen in einen guten Ausgang. Methodisch setzt die Studie mit einer gattungstheoretischen Explikation der Strukturhomologie von Komödie und Geldwesen an. Historisch verfolgt werden beider Interferenzen in mehreren Wissens- und Sozialbereichen: in der Wirtschaftstheorie bis zu Adam Smith, im Konzept des kaufmännisch-strategischen Politicus sowie im Spiel (mit einem Spektrum von der Mutwilligkeit bis zum Providenzvertrauen). Besondere Berücksichtigung finden die (Denk-)Formen sozialer Theatralität sowie die Marktsituation des Theaters. Einzelanalysen von »The Merchant of Venice« bis »Minna von Barnhelm« fächern die Vielfalt der Komödientypen im Schul- und Wandertruppentheater, unter moraldidaktischer Zwecksetzung oder in der Commedia dell'arte-Tradition, im Dienste höfischer Repräsentation oder bürgerlicher Sozialprogrammatik exemplarisch auf, zentriert auf das Reich, aber unter Einbezug französischer und englischer Vorlagen. Anhand der Komödie des Barocks und der Aufklärung wird damit zugleich die Möglichkeit einer post-sozialgeschichtlichen Gattungsgeschichtsschreibung erprobt.
Friedrich Hölderlin (1770-1843) hat nur einen einzigen Roman geschrieben. Nach langem Zögern und durch vielfältige Varianten hindurch gestaltete er die publizierte Endfassung des »Hyperion« in der Form des Briefromans. Die Studie rekonstruiert die Entwicklung dieses Romanprojekts, indem sie erstmals alle Textteile der Vorstufen einer eingehenden Untersuchung unterzieht. Ermöglicht wird diese Betrachtung, die in eine Interpretation der Endfassung auf der Grundlage der Entwicklungsgeschichte mündet, durch eine Einbettung in den systematischen Zusammenhang der philosophischen, politischen und literarischen Kontexte der 1790er Jahre. Dabei bietet ein Rückblick auf die Geschichte des Briefromans im 18. Jahrhundert sowie die Stellung des »Hyperion« in dieser neue Einblicke in dessen poetische Form. Erst die Korrelation dieser formgeschichtlichen Entwicklung mit den Wandlungen von Hölderlins philosophischen Erkenntnissen kann darüber hinaus eine stärkere Anbindung an Kants praktische Philosophie nachzeichnen als bisher angenommen wurde. Hölderlin erkannte nämlich im Briefroman ein adäquates Medium für die von Kant in der »Kritik der praktischen Vernunft« gestellte Aufgabe, »wie man den Gesetzen der reinen praktischen Vernunft Eingang in das menschliche Gemüt, Einfluß auf die Maximen derselben verschaffen, d.i. die objektiv praktische Vernunft auch subjektiv praktisch machen könne.« Dieser unendlichen Aufgabe, der sich Hölderlin auch als Erzieher verpflichtet sah, schien ihm erst sein Roman wirklich gewachsen.
die Untersuchung nimmt ihren Ausgang bei einigen religionsphilosophischen Schriften des jungen Gotthold Ephraim Lessing, den sogenannten Rettungen von 1754. Diese Texte sind der Gruppe der in der Fruhen Neuzeit auerst erfolgreichen gelehrten literarischen Polemik zuzurechnen, die gemessen an ihrer Bedeutung und ihrem Einfluss - auch fur die Poesie der zweiten Halfte des 18. Jahrhunderts - bislang von der Forschung kaum zur Kenntnis genommen wurden. Durch die Rekonstruktion einer Gattungstradition wird ein fur die Rettungen und Apologien im Allgemeinen und zusatzlich fur Lessing im Speziellen typisch werdender Denkstil' freigelegt, der sich aus der Tradition erklaren lasst, sich aber nicht in ihr erschopft.In einer den geistesgeschichtlichen Kontext und die ideengeschichtlichen Voraussetzungen berucksichtigenden Kommentierung der Lessingschen Fruhschriften gelingt es, einen Modus der Aneignung gelehrten Wissens herauszuarbeiten, der sich den nur scheinbar uberkommenen Techniken gelehrt-humanistischer Barockliteratur verdankt. Was in der Arbeit am Beispiel Lessings, der gelehrte Auseinandersetzung und literarische Produktion anschaulich in einer Person vereint, demonstriert wurde, darf Anspruch auf Verallgemeinerung uber weite Strecken des 18. Jahrhunderts erheben.
Das christliche Dogma von der unteilbaren Einheit der Seele wird in der barocken Anthropologie durch vielfältige Hinweise auf eine Pluralität des Psychischen in Frage gestellt. Während dies in der philosophischen Begrifflichkeit zu unüberwindlichen logischen Widersprüchen führt, gelingt es der zeitgenössischen literarischen Bildlichkeit ohne Schwierigkeiten, das Seelische als ,mannigfaltige Einigkeit' zu entwerfen. Mit Hans Blumenberg kann man die plural-einheitlichen Seelenmetaphern der Frühen Neuzeit als unbegriffliche Antwort auf die begrifflich nicht zu beantwortende Frage nach der psychischen (In-)Kohärenz betrachten. An den Seelenbildern barocker Lyrik untersucht die Studie die Varianten und besonderen Bedingungen einer solchen seelischen ,Viel-Einheit', deren Zustandekommen sich wesentlich aus der gleichzeitigen Offenheit des Psychischen für Gott und die Welt erklären lässt. Im Vordergrund stehen dabei Gedichte, in denen die Seele als klar raumbezogenes Gebilde bzw. als Raum entworfen wird. Betrachtet werden aus syn- wie aus diachroner Perspektive u.a. Seelentafeln, -punkte und -strahlen, psychische Abgründe, Häuser, Gärten, Städte und Reiche, fließende und unendlich geweitete, leere und mannigfach gefüllte Seelenräume.
Mit dieser Arbeit wird erstmals das literarische und poetologische Schaffen von Johann Jakob Bodmer (1698-1783) umfassend analysiert. Aus ideengeschichtlicher Perspektive werden lokale und europaische Debatten miteinander in Bezug gesetzt und so ein neues Profil des Meinungsfuhrers der Zurcher Aufklarung entworfen, das die negativen Urteile der Literaturgeschichte revidiert. In moralischen Wochenschriften, biblischen Epen, politischen Dramen und Kinderschauspielen propagierte Bodmer anthropologische und soziale Modelle der Empfindsamkeit', die er weit radikaler als die meisten deutschen Dichter als politische Basis einer jeden Gesellschaft verstand. Seine Dichtungen nutzte Bodmer, um in wechselnden historischen Milieus sein vom Naturrecht gepragtes Ideal des naturlichen Menschen als ewig geltendes moralisches und politisches Vorbild zu preisen.Ahnlich wie spater Herder oder Schiller sah bereits Bodmer die Literatur als wirkungsvollstes, gesellschaftserneuerndes Medium an. Das Herzstuck seiner ars popularis bildet die Grundwissenschaft der Character"e;, die Bodmer methodologisch aus der Historiographie, Sittenlehre und Dichtkunst ableitete. Hierdurch leistete er einen innovativen Beitrag zur Geschichte der modernen Poetik.
Der vorliegende Band behandelt die deutsche Rezeption der letzten Novelle von Boccaccios Decameron. Sie handelt von Griselda, einer armen Bauerntochter, die von Gualtieri geehelicht, verstoßen und unmenschlich gedemütigt wird, bis sie nach allen geduldig bestandenen Proben erneut zur Gemahlin und Markgräfin wird. Der Band erschließt die deutsche Rezeption der Novelle, die ihre nachhaltige Wirkung Petrarcas lateinischer Adaption verdankte, vom Mittelalter bis zur Moderne. Im Zentrum der Beiträge steht die soziale ,Figuration' des Griselda-Stoffes, an der das Geschlechterverhältnis während einer bald 700 Jahre andauernden Rezeptionsgeschichte durchgespielt wurde. Der Begriff ,Figuration' scheint geeignet, die ästhetischen Metamorphosen der Griselda im Wandel ihrer Beziehungen zu ihrem Ehemann, aber auch zu ihren Eltern, ihrer Familie, ihren Kindern und zu anderen gesellschaftlichen Gruppen wie Hofleuten und den Untertanen des Grafen zu beschreiben. Zugleich impliziert die Kategorie der ,Figuration' in ihrer ursprünglich rhetorischen wie modern performativen Bedeutung das Potential literarästhetischer Anschaulichkeit, mit der abstrakte soziale Strukturen und Genderdifferenzen als Figurenbeziehung inszeniert werden.
Der ostpreuische Dichter Simon Dach (1605 1658) gilt als Meister der barocken Gesellschaftsdichtung. Doch das lyrische Ich in seinen zahlreichen Gelegenheitsgedichten lasst sich nicht immer als Rollen-Ich der rhetorischen Konvention deuten, sondern ist vielmehr Trager verschiedener Diskurse, die in Zeiten einer personlichen Krise des Dichters miteinander konfligieren konnen. Die diskursanalytische Studie deutet solche Transgressionen als Identitatsproben eines lyrischen Ich, dessen Relationen zu den gesellschaftlichen Instanzen prekar geworden sind. Die drei Teile der Studie widmen sich jeweils einem Thema mit identitatsstiftender Bedeutung in Dachs Lyrik: dem Garten, dem Dichterlob und der Krankheit. Zunachst wird das jeweilige Thema auf seine Grundlage in kultur- und literaturgeschichtlichen Quellen zuruckgefuhrt. Sodann werden anhand von Einzelanalysen Bedeutung und Funktion des Themas in Dachs Lyrik erlautert. Schlielich wird unter Gebrauch eines auf Karlheinz Stierles Theorie zur Identitat des Gedichts basierenden Modells so genannte Krisengedichte analysiert. Dabei wird festgestellt, inwiefern vorgegebene Gattungs- und Diskursschemata uberschritten werden und in welcher Hinsicht dies zur Identitatsbildung des Ich beitragt.
Abonner på vårt nyhetsbrev og få rabatter og inspirasjon til din neste leseopplevelse.
Ved å abonnere godtar du vår personvernerklæring.